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Wien – Es gibt gute Gründe, Spiele der österreichischen Bundesliga vor Ort zu verfolgen. Beinfreiheit zum Beispiel. Oder auch die Angst vor Menschenmassen. Als Red Bull Salzburg am Dienstag zum Heimspiel gegen Nachzügler Wolfsberg antrat, lag die Stadionauslastung in Wals-Siezenheim bei 15 Prozent. 4.632 Unentwegte sahen ihre Mannschaft die Tabellenführung verlieren. Eine gähnende, für die Liga zugleich symptomatische Leere. Sie hat mittlerweile Tradition.

6.515 Fans sahen im Schnitt die Spiele der Herbstsaison. Immerhin, der Verlust im Vergleich zur Vorsaison ist überschaubar. 61 Zuseher sind der Liga abhandengekommen, man stagniert auf bescheidenem Niveau. Höhepunkt in Sachen Fans war in jüngerer Vergangenheit die Saison vor der Heim-Europameisterschaft 2008, damals lag der Schnitt bei 9.284 Zusehern. Man konnte von Stimmung sprechen.

Und jetzt die große Überraschung: Rapid mobilisiert die meisten Anhänger. 17.710 Gläubige pilgerten im Herbst pro Spieltag ins Happel-Stadion. Mehr denn je in der grün-weißen Bundesliga-Historie. Und das trotz der mitunter dürftigen Vorstellungen. Das steigert die Vorfreude auf die kommende Saison (Allianz-Stadion!). Die Konkurrenz verharrt vierstellig, wirklich grimmig wird es hintenraus: Grödig zieht nur noch 1.644 Fans an, also nicht viel mehr als Freunde und Verwandte.

Neben Aufsteiger Mattersburg (plus 61,7 Prozent) verzeichnen nur die beiden Wiener Vereine Fanzuwächse. Rapid steigert sich auf hohem Niveau um 5,6 Prozent, die Austria um fünf Prozent. Die übrigen Vereine sind kollektiv im Minus. Besorgniserregend sind die Zustände bei Meister Salzburg (minus 18,8 Prozent) und den abstiegsgefährdeten Wolfsbergern (minus 34,9 Prozent).

Der Abstand zwischen Rapid und dem ersten Verfolger im Zuschauerranking – Sturm Graz und Red Bull Salzburg wechseln sich an dieser Position ab – wird zusehends größer. Eine Abkehr von diesem Trend ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Mit dem neuen Stadion wird Rapid seinen Schnitt weiter steigern, die Schere sich voraussichtlich noch weiter öffnen.

Im Vergleich mit Ligen ähnlicher sportlicher Stärke liegt Österreich im Niemandsland: weit hinter Schweden (9.967) und klar vor Tschechien (5.070). Der ehemalige EM-Partner Schweiz (11.099) ist längst enteilt. Mit Basel, Bern, St. Gallen und Luzern halten vier von zehn Vereinen bei einem Schnitt jenseits der 10.000 Zuseher. Ganz schön kuschelig. (Philip Bauer, 4.12.2015)