Wien – Das Rote Kreuz hat seit 5. September 570.000 Menschen auf der Flucht betreut. Am Mittwoch haben Präsident Gerald Schöpfer und Bundesrettungskommandant Gerry Foitik Bilanz über die vergangenen drei Monate gezogen. Beim Pressegespräch bekräftigte Foitik seine Forderung nach Anpassungen beim Vergaberecht.

Der 5. Dezember ist Welttag der Freiwilligen, außerdem der dritte Monatstag des größten Rotkreuz-Einsatzes, aus diesem Anlass zogen Schöpfer und Foitik ein Resümee. "Die Strukturen haben sich bewährt", verwies der Präsident auf die insgesamt 70.000 Freiwilligen und 7.500 hauptberuflich Tätigen beim Roten Kreuz.

Herausforderung "gewaltig"

Laut Schöpfer war die Herausforderung "gewaltig". So wurden etwa 1,5 Millionen Portionen Verpflegung verteilt, 70.000 Menschen medizinisch versorgt und 3.000 ins Krankenhaus transportiert. Weitere Zahlen: 50.000 Feldbetten stellte die Organisation zur Verfügung und verteilte 400.000 Decken. Ausgegeben wurden auch 7.000 Schlafsäcke und 10.000 Isomatten. Im Durchschnitt waren 500 Rotkreuz-Helfer täglich im Einsatz.

Schöpfer stellte jedoch fest: "Die größte Herausforderung kommt noch." So werden für dieses Jahr rund 90.000 und im kommenden 120.000 Asylanträge erwartet. Schöpfer fordert daher eine "umfangreiche Strategie" für die Integration sowie eine Wohnbauoffensive. Mit Sorge betrachtet er die geplanten "Verschlechterungen" bei der Familienzusammenführung. Gefordert wurde von ihm weiters eine vernünftige Verteilung auf Europa und positive Anreize für Länder, die Flüchtlinge aufnehmen.

Kritik an Vergaberecht

Kritik übte Foitik am Vergaberecht, denn die Bürokratie habe "vieles verhindert". So sei etwa die Beauftragung für den Bustransport anfangs gescheitert, meinte der Bundesrettungskommandant. Er sprach sich dafür aus, das Vergaberecht an Krisensituationen anzupassen, denn einen Einsatz zu verhindern, das wolle auch der Gesetzgeber nicht. Grundsätzlich funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Bundesheer und der Polizei "ausgezeichnet", anders als jene in der Regierung und mit Spitzenbeamten, so Foitik. Hier habe es einen "negativen Kompetenzkonflikt" gegeben, weshalb er darauf drängte, dies künftig zu bereinigen.

Für die Kosten in der Flüchtlingsbetreuung stellt die Regierung den Hilfsorganisationen insgesamt 15 Millionen Euro zur Verfügung. Laut Foitik hat das Rote Kreuz bereits 9,8 Millionen Euro bekommen, bis Ende Oktober habe man 14 Millionen Euro beim Innenministerium eingemeldet.

Von den 570.000 betreuten Menschen sei ein Großteil weitergereist, Aufgabe des Roten Kreuzes sei es dabei, sie in 24 bis 36 Stunden "möglichst gut zu betreuen", so Foitik. Österreichweit gebe es rund 20.000 Plätze in Notquartieren, 8.000 davon sind aktuell belegt. Der Bundesrettungskommandant wies einmal mehr darauf hin, dass nur 600 von ihnen Transitflüchtlinge sind und 7.400 einen Asylantrag gestellt haben. Die Bedingungen in den Notquartieren seien "für eine Nacht gedacht", es gebe keine Privatsphäre und es mangle an Sanitäranlagen, so Foitik. "Das ist Resultat eines Versagens", kritisierte er die Politik, dass die Menschen nicht gemäß den Gesetzen untergebracht werden.

15.000 Freiwillige bei der Caritas im Einsatz

Wie das Rote Kreuz hat am Donnerstag auch die Caritas eine Zwischenbilanz über ihren Flüchtlingseinsatz gezogen. 15.000 Freiwillige unterstützten die Arbeit der Organisation, hieß es in einer Aussendung. Caritas-Präsident Michael Landau wies unter anderem darauf hin, dass immer mehr Menschen auf der Flucht von Obdachlosigkeit betroffen sind.

Anlässlich des Internationalen Tag des Ehrenamts am Samstag bedankte sich Landau bei allen Freiwilligen für deren Unterstützung in den vergangenen drei Monaten. Nun gehe es um Integrationsangebote, Bildungsförderung und Berufsberatung, betonte der Caritas-Präsident.

Neben der akuten Flüchtlingsnothilfe betreut die Caritas österreichweit über 31.000 Asylwerber in Grundversorgung. Mehr als 6.500 Menschen, davon 450 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, werden in von der Caritas betriebenen Unterkünften versorgt. Zusätzlich werden 24.500 Flüchtlinge, die privat oder bei anderen Unterkunftsgebern wohnen, mobil betreut.

Die Caritas biete außerdem rund 630 Plätze für obdachlose Asylwerber in Notquartieren. "Und hier sind wir alle gefordert, intensiv nach Unterkünften zu suchen", drängte Landau. (APA, 3.12.2015)