Der Integrationsminister hat sich wieder in Sachen Integration zu Wort gemeldet. Im Duktus gewohnter schwarzer Aufgeregtheit empört er sich über Geschlechtertrennung bei AMS-Kursen für Flüchtlinge. Es könne nicht sein, dass. Das müsse zur Konsequenz haben, dass. Es folgt das gewohnte Drohen mit dem Kürzen von Sozialleistungen. Und platziert ist er wieder, der Wertestempel. Verliehen von dem Mann, der sich auskennt.

Dass er nicht weiß, wovon er spricht, kann man Sebastian Kurz wirklich nicht vorwerfen. Die Kompetenzchecks, um die es bei dieser Debatte geht, sind eine Idee aus dem Integrationsministerium. Eine sehr sinnvolle übrigens. Eine, die denjenigen, die bereits Asylstatus haben, helfen soll, schnellstmöglich im Berufsleben Fuß zu fassen. Das ist eh schwer genug. Und schnellstmöglich ist ein Euphemismus. Viel zu schwierig ist es für Flüchtlinge, bereits erworbene Qualifikationen hier einsetzen zu können, und dauert oft Jahre. Das von Kurz längst versprochene Anerkennungsgesetz könnte da helfen.

Stattdessen wiegelt der Integrationsminister auf. Unterstellt, Menschen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak würden Kurse, in denen Mann neben Frau sitzt, ablehnen. Kurz macht das wider besseres Wissen. Er kennt die gemischte Zusammensetzung der Deutschkurse. Er weiß, dass es hier um etwas anderes geht. Dass der Großteil derer, die nach Österreich flüchten, Männer sind. Und die arbeiten nun mal öfter in handwerklichen oder technischen Bereichen denn als Kindergärtner. Das ist in Österreich übrigens nicht viel anders.

Nachdem es beim Kompetenzcheck aber genau darum geht, in einem fünfwöchigen Kurs auf ein spezielles Berufsfeld vorzubereiten (auch mittels Praxistraining), macht eine Trennung nach Sparten Sinn. Dass die Mann-Frau-Unterteilung ob des Unwillens der Kursteilnehmer erfolgt sei, stimmt einfach nicht. Sebastian Kurz weiß das. Und der Sozialminister, der gleich mit einer Überdosis Verständnis für angebliche Gesamtkursverweigerer aufgefahren ist, hätte sich vor einer allzu raschen Einschätzung der Sache eine längere Nachdenkpause gönnen sollen. (Karin Riss, 3.12.2015)