Laut KAV sucht man Lösungen, um den AGO-Mitarbeitern zu helfen.

Wien – Am Freitag wird der Aufsichtsrat des Wiener Personalverleihers AGO (Akademischer Gästedienst in Österreich) über das weitere Vorgehen entscheiden – nächste Woche wird wohl Geschäftsführer und Miteigentümer Michael Gross den Insolvenzantrag stellen. Von den 278 betroffenen Mitarbeitern arbeitet der allergrößte Teil im Gesundheitsbereich: 100 Leute direkt für den Krankenanstaltenverbund (KAV) und weitere 120 im Wiener AKH, und da wiederum in der IT.

Laut KAV suche man Lösungen, um den AGO-Mitarbeitern zu helfen, wie es heißt: Die im KAV eingesetzten AGO-MitarbeiterInnen leisten, teils schon lange, sehr wertvolle Arbeit, auf die der KAV auch in Zukunft nicht verzichten möchte. Sie alle sind wichtige Teile der Teams.

Laut KAV sucht man Lösungen, um den AGO-Mitarbeitern zu helfen, man könne auf "ihre wertvolle Arbeit auch in Zukunft nicht verzichten.", wie es heißt. Laut KAV-Sprecherin brauche man aber noch "dringend gesicherte Informationen darüber, ob und wann tatsächlich ein Insolvenzverfahren eingeleitet wird".

In den Jahren 2010 bis 2012 waren mehr als 1000 AGO-Mitarbeiter ans AKH verliehen, Putzkräfte, Stations- und IT-Mitarbeiter. Ende 2014 hat AGO allerdings den Großteil der Leute gekündigt – dem ist ein Strafverfahren gegen drei frühere Spitzenbeamte der Gemeinde Wien und ein verlorener Auftrag vorausgegangen. Den Staatsdienern wurde vorgeworfen, sie hätten der AGO als Nicht-Bestbieter Aufträge zugeschanzt, die Rede war von Festen, bei denen die Absprachen getätigt worden seien.

Korruptionsverdacht

Der Strafprozess wurde im vorigen März beendet: mit drei Freisprüchen. Mitarbeiter oder Miteigentümer der AGO waren von dem Strafverfahren nicht betroffen. Die Vergabe des Auftrags, auf dessen Basis derzeit 100 AGO-Leute im AKH arbeiten, erfolgte während dieser Turbulenzen. Der Auftrag war von der Bundesbeschaffungsagentur ausgeschrieben worden, AGO bekam den Zuschlag 2013, erklärt AGO-Chef Gross.

Der Verleih der Leute in Unternehmen der Stadt Wien könnte die AGO (bzw. im Pleitefall deren Masse) allerdings noch teuer zu stehen kommen. Denn gemäß einem Urteil des Obersten Gerichtshofs (OGH) stehen auch Leiharbeitern jene Nebengebühren zu, die die Stadt Wien ihren direkten Mitarbeitern zahlt. Also etwa Zulagen für Arbeit an Feiertagen, Nachtarbeit oder sogenannte Schmutzzulagen.

Nachzahlung von Zulagen

Gemäß Arbeitskräfteüberlassungsgesetz müsse AGO das nachzahlen, weiß auch Gross – allenfalls könne er sich dann aber am "Beschäftiger" (AKH, bwz. KAV) schadlos halten. Um wie viel Geld es da geht, weiß der Personalverleiher noch nicht, die Vorsorgen, die AGO dafür gebildet habe, seien aber "nicht hoch genug". Eine Frage, die wohl den Insolvenzverwalter beschäftigen wird.

AGO-Geschäftsführer Gross vermittelt übrigens auch Arbeiter für den Logistikbereich – allerdings in einer anderen Gesellschaft, der Wiener Ecostaff GmbH. Selbige beschäftigt rund 150 Leute und gehört zu 100 Prozent Gross. Ecostaff ist laut seiner Darstellung "stabil unterwegs".

Familiy-Business

Die von der Pleite bedrohte AGO gehört zu 75 Prozent der Wiener SLG Holding GmbH, der Rest Alexander Lachmuth und Bernhard Stromberger. Die SLG gehört zu je einem Drittel Michael Gross, Heinrich Lachmuth und Ludwig Thomas Stromberger. (Renate Graber, 3.12.2015)