Wien – Am Freitag hat ein bunt bemalter Bus auf dem Wiener Heldenplatz geparkt. Die Aktion von zwei Wiener Künstlern war ein Aufruf zum Dialog mit japanischen Entscheidungsträgern über die Einstellung der Treibjagd auf Delfine. Delfinschützer Ric O'Barry schloss sich der Aktion an. Im Anschluss fuhr der Bus zur japanischen Botschaft, die jedoch ein Gespräch verweigerte.
Begonnen hat O'Barry als Delfinfänger und -trainer. Als einer der Delfine, die er für die "Flipper"-Serie trainiert hatte, starb, wendete sich O’Barry dem Delfinschutz zu. Der Film "Die Bucht" (The Cove) über seine Arbeit in Japan, durch den er die Treibjagden in einer Bucht im japanischen Fischerort Taiji der Öffentlichkeit zeigte, gewann 2010 den Oscar.
Delfinfleisch nicht mehr begehrt
Seit Erscheinen geht die Anzahl der getöteten Delfine stetig zurück. "Die Menschen in Japan essen großteils kein Delfin- oder Walfleisch mehr. Das ist ein sehr geringer Prozentsatz. Doch selbst in der Region Taiji essen die Menschen wegen des hohen Schadstoffgehalts, etwa durch Quecksilber, kein Delfinfleisch mehr", sagt O'Barry.
Die Fischer seien deshalb gezwungen, das Fleisch als Schweine- oder Haustierfutter zu verkaufen. Einige benutzen es sogar als Dünger, "was natürlich schlecht für die Böden ist", wie O'Barry hinzufügt.
Lebendfang weiterhin ein Problem
Der Lebendfang bleibt jedoch hoch. Die Delfine werden für die Unterhaltungsbranche gefangen. Seit dem Beginn der Treibjagdsaison in Taiji am 1. September wurden 165 Delfine getötet, 46 freigelassen und 59 für Delfinarien gefangen. Doch der Delfinschützer zeigt sich optimistisch. So muss der Meerestiere-Themenpark Sea World bereits herbe Verluste hinnehmen, da die Menschen einfach nicht mehr die Shows besuchen.
Nicht nur sei Finanzkrise ist ein Grund dafür, dass die Menschen immer seltener Geld für Sea-World-Tickets ausgeben. Dokumentationen sieht O'Barry als neue Form von Aktivismus: "Menschen, die Filme wie 'Die Bucht' und 'Blackfish' gesehen haben, werden kaum Geld für ein Ticket solcher Shows ausgeben." "Blackfish" zeigte die nicht artgerechten Haltungsbedingungen von Orcas auf.
In Österreich gibt es keine Delfine in Gefangenschaft. Doch auch auf Reisen sollte den Menschen bewusst sein, dass sie mit ihrer Handlung ein System unterstützen, sagt O'Barry: "Es ist doch so einfach: Ihr müsst nichts tun, außer keine Tickets mehr zu kaufen." (red, 4.12.2015)