Facebook ist zu groß um zu scheitern. Mit 1,4 Milliarden aktiven Nutzern ist es nicht vorstellbar, dass das größte soziale Netzwerk irgendwann einmal zur digitalen Wüste wird. Das dachte man sich aber schon von vielen Diensten, wenngleich sie nicht auf eine derart hohe Nutzerzahl kamen. Vieles wurde bereits eingestellt. Aber einige Dienste, die man längst vergessen hat, halten sich noch immer hartnäckig.

ICQ

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Lange bevor WhatsApp oder Facebook-Messenger auch nur angedacht wurden veröffentlichte ein israelisches Unternehmen im Jahr 1996 das Programm ICQ. Es war einer der ersten modernen Messaging-Dienste und wurde zu seinen Hochzeiten von rund 100 Millionen Nutzern verwendet. Mit dem Aufkommen von sozialen Netzwerken und neuen Messaging-Apps wurde ICQ allerdings allmählich zurückgedrängt. AOL, das den Dienst 1998 übernahm, verkaufte ICQ im Jahr 2010 an den russischen Konzern Mail.ru Group, zu dem auch das soziale Netzwerk Vkontakte gehört. Mittlerweile hat der Dienst, den es für Windows, Mac, iOS, Android und Windows Phone gibt, nach Angaben des Konzerns 6,7 Millionen Nutzern in Russland und 11 Millionen User weltweit.

SMS.at

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Urgestein der österreichischen Kommunikationsdienste ist das 1999 gegründete Portal SMS.at. In einer Zeit, als es noch keine Smartphones gab und man Nachrichten eher umständlich über die Zahlentastaturen einfacher Handys tippen musste, bot SMS.at den Versand über den Browser. Das ist auch heute noch der Fall. Außerdem bietet das Unternehmen namens Websms, das hinter dem Portal steht, Mobile-Messaging-Dienste für Unternehmen. Nach eigenen Angaben hat es in diesem Bereich im deutschsprachigen Raum 2.800 Kunden.

Napster

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Ebenfalls im Jahr 1999 online ging die Peer-to-Peer-Tauschbörse Napster. Sie stand am Beginn des Filesharing-Booms und löste eine Welle von Klagen der Musikindustrie aus. Nutzer begannen MP3s einfach gratis aus dem Netz zu laden, anstatt auf CD zu kaufen. Anfang des vergangenen Jahrzehnts hatte Napster rund 80 Millionen Nutzer. 2001 musste der Dienst nach einer gerichtlichen Verfügung abgeschaltet werden. Die Markenrechte wechselten von einem Unternehmen zum nächsten – darunter Bertelsmann, Roxio und Best Buy. 2011 wurde Napster von der US-Firma Rhapsody gekauft und bietet nun legales, kostenpflichtiges Musikstreaming.

StudiVZ

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Nur ein Jahr nach der Gründung von Facebook ging in Deutschland im Jahr 2005 das soziale Netzwerk StudiVZ an den Start. Ursprünglich als Netzwerk für Studenten im deutschsprachigen Raum gedacht, expandierte die Plattform unter verschiedenen Namen 2006 in mehrere europäische Länder. Mit SchülerVZ und MeinVZ wurden weitere Seiten gestartet, um auch eine jüngere Zielgruppe sowie Absolventen anzusprechen. Durch den unaufhaltsamen Aufstieg von Facebook wurde aber rasch klar, dass die VZ-Netzwerke international keinen Erfolg haben konnten. 2009 wurden die fremdsprachigen Ableger wieder eingestellt. Während SchülerVZ 2013 zusperrte, gibt es StudieVZ und MeinVZ nach wie vor. 2011 hatten beide Netzwerke noch 16 Millionen Nutzer. Mittlerweile sollen es nur mehr 9 Millionen registrierte und 1 Million aktive Nutzer sein.

Austronaut

Screenshot von Austronaut aus dem Jahr 2001.
Screenshot: http://web.archive.org/

Ein Jahr bevor Google die Bühne des Internets betrat, gründete Walter Karban in Österreich die anfangs sehr erfolgreiche Suchmaschine Austronaut. 2003 wechselte die Seite ihren Besitzer. Das steirische Livestreaming-Unternehmen Tell-a-Vision wollte mit einer Neupositionierung damals die "Vorherrschaft von Google in Österreich ankratzen". Die ursprüngliche Suchmaschine hielt sich immerhin bis Anfang dieses Jahrzehnts bis sie abgeschaltet wurde. Die Domain gibt es aber noch immer. Auf der Website wird angekündigt, dass der Dienst bald ein Comeback feiern soll. Geplant ist eine Spar-Suchmaschine für Gutscheine, Aktionen, Handytarife, Stromanbieter und andere Dienste. Der Relaunch soll voraussichtlich im Februar oder März 2016 stattfinden, wie Inhaber Thomas Wusatiuk von der Suchmaschinenoptimierungsagentur Get on Top auf Anfrage mitteilt.

Second Life

Foto: Linden Labs

Der Hype um Second Life war im vergangenen Jahrzehnt wohl einer der größten im Web. Spiegel Online hatte einen eigenen Reporter für die digitale Zweitheimat abgestellt, Unternehmen wie IBM errichteten Filialen und Konferenzräume auf der Plattform. Gegründet wurde Second Life im Jahr 2003 von Linden Lab. Sie existiert noch immer und wird auch noch weiter entwickelt. Die aktuelle Nutzerzahl ist nicht bekannt, 2013 sollen es laut Unternehmensangaben 36 Millionen gewesen sein. Möglicherweise feiert Second Life aber bald ein Revival, wenn Virtual Reality-Brillen durchstarten. Die Oculus Rift wird bereits unterstützt. Die Entwickler arbeiten dafür auch an einer neuen Projektplattform für "virtuelle Experiences" mit dem Codenamen Sansar, die 2016 allgemein verfügbar werden soll.

MySpace

Screenshot: red

Auch das Urgestein sozialer Netzwerk ist noch immer online. MySpace wurde 2003 gegründet. Durch die einfache Möglichkeit vor allem für Bands und Musiker sich mit ihren Songs zu präsentieren, wuchs das Netzwerk in den Anfangszeiten rasant. 2005 wurde das Unternehmen von der News Corp übernommen und es war sogar die Übernahme von Facebook im Gespräch. Doch CEO Mark Zuckerberg verlangte laut Medienberichten zu viel. 2007 war MySpace noch das führende soziale Netzwerk. In den Folgejahren legte Facebook jedoch immer stärker zu und überholte MySpace. 2011 wurde die Seite von Tim Vanderhook, Chris Vanderhook und Justin Timberlake gekauft. Auch wenn der Boom längst nachgelassen hat, konnte sich MySpace dennoch vergleichsweise gut halten. Laut Medienberichten hat es noch immer über 50 Millionen aktive Nutzer, zu seinen Hochzeiten waren es knapp 76 Millionen. 2013 gab es den letzten Relaunch. (Birgit Riegler, 26.12.2015)