Auch Asylwerber sind auf Straßenbahn und Co angewiesen.

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Wien – Das Schwarzfahren von Asylwerbern in Wien sei schon lang virulent, sagte Klaus Hofstätter vom Dachverband österreichischer Flüchtlingshilfsgruppen, der Asylkoordination, am Freitag. Wegen der gestiegenen Zahl Schutzsuchender betreffe es aber immer mehr Menschen. Am Donnerstag lebten demnach 17.717 Asylwerber in Wien.

"Mit ihren 40 Euro Monatstaschengeld können sich Asylwerber die Tickets – 48,20 Euro für eine Monatskarte – schlicht nicht leisten", so Hofstätter. "Und die 100 Euro plus Einzelticketpreis Strafe fürs Schwarzfahren schon gar nicht." Darüber hinaus übergeben die Wiener Linien alle unbezahlten Schwarzfahrstrafen nach zwei Wochen einem Inkassobüro. So steigen die Kosten weiter. Nach einer Asylanerkennung müssen sie abgestottert werden. Nach einer Asylablehnung fällt das Unternehmen um das Geld um.

Vassilakou schlägt Mobilpass vor

All das sei höchst unbefriedigend, findet Wiens grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou im STANDARD-Gespräch. Ihr Vorschlag: Flüchtlingen, die in der Grundversorgung sind, soll der sogenannte Mobilpass zugänglich gemacht werden. "Der kostet an die 17 Euro monatlich und bedeutet, dass man die Öffis zu denselben Bedingungen wie Mindestsicherungsbezieherinnen nutzen kann", sagt Vassilakou.

Dem Vernehmen nach standen diesbezügliche Verhandlungen vor mehreren Monaten kurz vor dem Abschluss, scheiterten letztlich aber doch. "Der Vorschlag wird geprüft, aber in der Tat ist die Sache nicht leicht lösbar, weil auch hier die öffentliche Hand für die Kosten aufkommen muss", sagt denn auch die Vizebürgermeisterin.

Wehsely: "Sicher nicht" Mobilpass

Schon jetzt würden Asylwerber Gratisfahrkarten erhalten, etwa für Behördenwege und notwendige Arztbesuche, sagt die zuständige Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Überlegungen, "um die Mobilität von Asylwerbern zu verbessern", steht sie jedoch offen gegenüber. Nur: "Der Mobilpass wird es sicher nicht sein." Was auch immer – jede Art ermäßigter Monatskarte für Asylwerber in Wien wäre "ein Durchbruch", heißt es dazu bei der Asylkoordination. (Irene Brickner, Michael Völker, 4.12.2015)