Wien – Das Hickhack um Primärversorgungszentren (PHC) geht in die nächste Runde. Die Wiener Ärztekammer kann sich zwar – mittlerweile – mit der Idee anfreunden, dass es weitere PHCs in Wien geben werde, dem von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) geplanten Gesetz kann Vizepräsident Johannes Steinhart aber nichts abgewinnen.
Bei Primärversorgungszentren sollen Ärzte und etwa Sozialarbeiter oder Physiotherapeuten verstärkt zusammenarbeiten. Das soll überfüllte Ambulanzen entlasten und am Land die Versorgung sichern. In beiden Fällen gilt: ein Hausarzt mit Zusatzleistungen.
Zu wenige Bewerber für PHC beim Donauspital
Bis Jahresende war der Beschluss eines PHC-Gesetzes vorgesehen, nun ist es deutlich ruhiger geworden. Das Gesundheitsministerium verweist auf Verhandlungen mit den Bundesländern und mit der Sozialversicherung. Dann erst sollen die Ärzte eingebunden werden. Sie machen ihrem Ruf als schärfste Kritiker alle Ehre. Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart bekräftigt im STANDARD-Gespräch, dass für ihn ein Gesetz gar nicht notwendig sei. Es ziele nur darauf ab, den Gesamtvertrag – eine Art Kollektivvertrag für praktische Ärzte – zu umgehen. Er beruft sich auf einen Vorschlag der Gesundheitsministerin vom Sommer, wonach der Gesamtvertrag nur noch die Grundzüge regeln soll und die Primärversorgungszentren Einzelverträge mit der Sozialversicherung ausverhandeln müssen. Damit würden Ärzte zugunsten von privaten Anbietern benachteiligt werden, sagt Steinhart. Im Herbst haben die Ärzte gedroht, den Gesamtvertrag zu kündigen. Wenn schon Gesetz, dann müsse der Gesamtvertrag verankert werden.
Als Verhinderer will er dennoch nicht gelten und verweist auf das bisher einzige PHC in Mariahilf. Weiteren will er nicht im Weg stehen, doch beim zweiten, in unmittelbarer Nähe zum Donauspital – hakt es: Obwohl mehrfach ausgeschrieben, haben sich die erforderlichen drei Ärzte nicht gefunden, sondern nur zwei. Für die Ärztekammer eine provisorische Möglichkeit, auch die Stadt Wien habe zugestimmt. Doch die Gebietskrankenkasse (WGKK) besteht auf drei Ärzten, damit längere Öffnungszeiten gewährleistet werden. Bis Februar geht die Suche weiter. Steinhart ist skeptisch: "Für eine Ordinationsgemeinschaft gelten härtere Bedingungen als für eine Ehe." Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und WGKK sehen sich in der schleppenden Umsetzung bestätigt, dass ein Gesetz unabdingbar sei. (Marie-Theres Egyed, 3.12.2015)