Mario Draghi hat sich wieder einmal ins Zeug gelegt. Die massiven Wertpapierkäufe, mit denen der Chef der Europäischen Zentralbank den Wirtschaftskreislauf stärken will, werden verlängert und auf Schuldverschreibungen von Kommunen und Regionen ausgedehnt. Auch wenn sich Finanzmarktteilnehmer mehr erwartet haben, sind die Schritte doch Beweis dafür, dass sich die Eurozone zehn Jahre im Krisenmodus befinden wird. 2008 wurde das Finanzsystem mit Nullzinsen und Liquiditätsspritzen vor dem Kollaps bewahrt, nun werden die "unkonventionellen" Anleihenkäufe jedenfalls bis März 2017 fortgesetzt. Gebracht hat es wenig: Nicht nur die Finanzwirtschaft befindet sich im Ausnahmezustand, auch die Konjunktur der Eurozone kommt nicht in die Gänge.

Das hängt damit zusammen, dass die Geldpolitik zwar einen gewissen Stimulus geben, nicht aber strukturelle Defizite einer Volkswirtschaft ausmerzen kann. Vielmehr fördert billiges Geld Schuldenexzesse und Reformstau, verursacht zudem Blasen an den Finanzmärkten. Unternehmen und Konsumenten scheinen die Maskerade längst durchschaut zu haben. Sie halten sich mit Investitionen und Einkäufen zurück. Nicht nur, aber auch, weil ihnen das Billionenkarussell der EZB suspekt erscheint. Letztlich muss – Nullzins hin oder her – irgendjemand irgendwann für die Politik auf Pump bezahlen. Draghi sitzt auf einer tickenden Geldbombe, die er selbst gelegt hat. (Andreas Schnauder, 3.12.2015)