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Elisabeth Stadler (54) ist neue Chefin der Vienna Insurance Group.

Foto: APA/Hochmuth

Es ist nicht das erste Mal, dass Elisabeth Stadler ans Ruder kommt, wenn einem österreichischen Versicherer die Felle davonschwimmen. In der Donauversicherung war das 2013 so. Die zur VIG-Gruppe gehörende, auf Sachversicherung spezialisierte Assekuranz war in schwere See geraten, Sturmtiefs aus Italien und Rumänien erforderten eine Rettungsaktion der Mutter Vienna Insurance Group (VIG). Das Donau-Management ging von Bord.

Das war die Stunde der an der TU Wien promovierten Mathematikerin. Stadler führte als Generalin die altehrwürdige Donauversicherung in ruhigere Gewässer. Wenn auch ihr Aufstieg in den Führungszirkel der landläufig als "Wiener Städtische" bekannten VIG die Frauenquote erhöhte: Eine Quotenfrau ist sie mit Sicherheit auch an der VIG-Spitze nicht. Dafür kam der Absprung ihres Vorgängers Peter Hagen zu überraschend.

Auch steht VIG-Präsident Günter Geyer nicht im Verdacht, auf Frauenquoten zu reflektieren. Als Aufsichtsratschef der Donauversicherung, der Geyer ebenfalls ist, wusste er wohl den kühlen Kopf der auf Versicherungsmathematik spezialisierten Tochter eines Nebenerwerbsweinbauers aus Langenlois zu schätzen. Ob sich Stadler vom Präsidenten, dessen Leben die zur roten Reichshälfte zählende "Städtische" ist, mehr dreinreden lässt als ihr Vorgänger, wird sich weisen. An Zahlen und Fakten wird freilich auch Geyer nicht vorbeikommen, und die sind für Stadler das Einzige, was zählt – und natürlich die Personen dahinter, wie sie betont.

Die anhaltende Nullzinspolitik macht den Job für Assekuranzen nicht einfacher, den Lebensversicherern brechen die Erträge weg.

Ausgleich verschafft sich Stadler in den Weinbergen am Südzipfel des Waldviertels, wo sie aufgewachsen ist und auch heute noch wohnt. Für diese Lebensqualität nimmt die Langenloiserin täglich lange Autofahrten nach Wien in Kauf, die sie zum Nachdenken nützt. Mit dem Weinbau hat sie nichts am Hut, beim Flaschenwaschen habe sie sich geschworen, "nie einen Weinbauern zu heiraten". Es wurde ein Bauingenieur, der Stadtamtsdirektor von Langenlois.

Da ihr Vater im Hauptberuf bei der Langenloiser Sparkasse arbeitete, war der Schritt zur Versicherung nicht weit. Sie dockte bei der zu Raiffeisen gehörenden Bundesländer-Versicherung (heute Uniqa) an, wo sie in den Vorstand aufstieg. Es folgten Ergo und Städtische. (ung, 3.12.2015)