Washington – In einem historischen Schritt öffnen die USA alle ihre Kampftruppen für Frauen. "Amerikas Streitkräfte der Zukunft müssen die Fähigkeiten der Besten umfassen, die Amerika zu bieten hat – das schließt Frauen ein", sagte Verteidigungsminister Ashton Carter am Donnerstag. "Wir können uns nicht erlauben, auf 50 Prozent der Möglichkeiten und Talente des Landes zu verzichten."

In den vergangenen Jahren haben die USA die Zahl ihrer Soldaten kontinuierlich gesenkt. 2014 zählte das Pentagon 1,3 Millionen Soldatinnen und Soldaten, knapp zwölf Prozent weniger als 1995. Von den 1,3 Millionen waren rund 15 Prozent Frauen.

Insgesamt gehe es um 220.000 Positionen, die Frauen bisher verwehrt waren, sagte Carter. Soldatinnen dürfen nun auch bei den Marines und in Spezialeinheiten wie den Navy Seals, den Green Berets und als Fallschirmspringer dienen.

Gleiche Standards für alle

Die höchste Effizienz der Kampftruppen bleibe das entscheidende Kriterium für die Auswahl ihrer Angehörigen, sagte Carter. "Für alle gelten die gleichen Standards." Er fügte hinzu: "Wir haben bereits die besten Streitkräfte der Welt. Diese Entscheidung wird eine noch stärkere und bessere Armee nach sich ziehen."

"Wenn sie sich qualifizieren und den Anforderungen genügen, werden Frauen in einer Weise zu unserem Auftrag beitragen können, wie ihnen das bisher nicht möglich war", sagte Carter. Es sei durchaus möglich, dass Frauen auch in Spezialkommandos zum Beispiel nach Syrien entsandt werden.

Seit 1957 dürfen Frauen die US-Militärakademien besuchen. Im Jahr 1993 wurde ihnen gestattet, Kampfflugzeuge zu fliegen und Kriegsschiffe zu kommandieren. Die Entscheidung reflektiert auch Fragen der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Ihre konkrete Umsetzung für die Truppe, zum Beispiel für U-Boote, ist nicht unkompliziert.

Carter will Umsetzungsvorschläge binnen 30 Tagen

Carter sagte, in einer "auch als Meritokratie (Leistungssystem, Anm.) geprägten" Welt wie dem Militär werde sich diese Umstellung sicher nicht über Nacht vollziehen lassen. Alle Truppenteile müssen dem Pentagon binnen 30 Tagen Vorschläge machen, wie sie die Pläne umsetzen werden.

Das Pentagon hatte Armee, Luftwaffe, Navy und Marines im Voraus um ihre Einschätzung gebeten. Mit seiner Entscheidung für die generelle Öffnung setzte sich Carter über andere Empfehlungen der Marines hinweg, sie waren für Ausnahmen. Das Pentagon beschäftigt sich bereits seit 2013 mit dem Thema. (APA, 3.12.2015)