Im Jahr 1963 wurde das Pesenbachtal das erste Naturschutzgebiet des Mühlviertels. Bei einer Wanderung durch dieses Tal kommt man an einigen Kultplätzen vorbei, die durch Infotafeln beschrieben werden. Mittels dieser Tafeln kann man auch viel über die Natur, die Geologie und über die Wirkung des Wassers erfahren. Sagen, die sich um die Region ranken, werden unterwegs ebenfalls erzählt. Mit etwas Glück sieht man im Pesenbachtal einen der seltenen Eisvögel, die dort das ganze Jahr über zu finden sind. Es handelt sich um eine sehr abwechslungsreiche Tour, die auch im Spätherbst und bei geringer Schneelage im Winter möglich ist.

Die "Blaue Gasse" im Pesenbach besteht aus erstarrter Lava.
Foto: Wikicommons / Stefan Reifeltshammer

Der wildromantische Wanderweg entlang des Bachs beginnt direkt hinter dem Kneipp-Kurhaus, wo wir zunächst über Asphalt und dann über Schotter bachaufwärts gehen. Wir bleiben auf der Seite des Parkplatzes und wandern immer nahe am Wassers ins Tal hinein. Schon bald fallen uns bizarre Gesteinsformationen auf, die aussehen, als hätte jemand Säcke aus Stein übereinandergestapelt. Diese Art der Verwitterung nennt man Wollsackverwitterung, im Mühlviertel kann sie recht häufig beobachtet werden.

Gestapelter Granit

Bei der Waldandacht, einer Ansammlung von solchen "gestapelten" Granitblöcken, führte früher der Riedlsteig entlang des Tiefenbachs zur Burg Oberwallsee. Allerdings wird dieser Steig nicht mehr in Schuss gehalten, er ist daher gesperrt. Stattdessen geht's vorbei an einer Felsenkirche und der Schlagerhütte – mit nettem Picknickplatz weiter – bachaufwärts. Man folgt einfach den Holzschildern in Richtung Kerzenstein und kommt auf einen etwas anspruchsvolleren Weg mit dem Hinweis "Begehen auf eigene Gefahr". Wir passieren dabei unzählige Tümpel, die nach Farben benannt wurden.

Die Ruine der Burg Oberwallsee
Foto: Birgit Eder

Form und Verlauf des Bachs ändern sich ständig, einmal fließt er langsam durch tiefe Becken, dann schießt er durch enge Schluchten, die ihn in eine Gerade zwängen. Interessant sind die unterschiedlichen Gesteinsarten, die im Wasser zutage kommen. Besonders eindrucksvoll ist darunter die sogenannte Blaue Gasse, die aus glasartig erstarrter Lava besteht. Beim Teufelsbottich hat sich das Wasser tief ins Gestein gegraben. In einer Sage wird erzählt, dass der Teufel dort gebadet haben soll und unachtsame Menschen mit in die Tiefe gezogen habe.

Kerze mit Gipfelkreuz

Wir queren einen Forstweg und gelangen über Stufen zum Kerzenstein, einer bizarren Gesteinsformation aus Gneis mit einem Gipfelkreuz auf der Spitze. Wenn man dem Weg weiter aufwärts folgt, gelangt man schließlich zur Jausenstation Fürstberger. Von dort geht es nach rechts über die Asphaltstraße bis zum Schlagerwirt – beide Gasthäuser eignen sich perfekt zur Einkehr. Der Weg dazwischen ist allerdings asphaltiert, weshalb wir den erneuten Abstieg über den Pesenbach wählen und dann von dort nochmals zum Schlagerwirt aufsteigen – dafür einfach den Schildern folgen, die Gehzeit verringert sich dadurch um rund eine Viertelstunde.

Der Kerzenstein
Foto: Birgit Eder

Wieder unten am Bach, geht es über eine Brücke. Auf der anderen Bachseite wandert man vorbei an eisen- und manganhaltigen Heilquellen zum Ausgangspunkt zurück. Der kleine Umweg zur Ruine Oberwallsee lohnt sich: Im Norden von Bad Mühllacken führt eine steile Asphaltstraße – mit Fahrverbot – zur Ruine hinauf. (Birgit Eder, 4.12.2015)