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Es ist fünf vor zwölf für die Fifa.

Foto: EPA/COFFRINI

Zürich – Die US-Justiz lässt nicht locker. Pünktlich zum Reformkongress der Fifa kündigte US-Justizministerin Loretta Lynch Anklagen gegen 16 weitere Funktionäre an – und die Ermittlungen sind noch lange nicht vorbei. Der Korruptionsskandal hat für die "Weltpolizei" höchste Priorität.

Nach außen hin gibt sich Lynch stets höflich und charmant, aber sie holte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag zum Rundumschlag gegen die Fifa aus. Weitere 16 hochrangige Funktionäre klagt die Generalstaatsanwältin an, auf 236 Seiten hat ein Gericht in New York die Vorwürfe aufgelistet. "Unglaublich" sei das Ausmaß der Korruption, sagte Lynch.

Die US-Justiz treibt eine kopflos agierende Fifa vor sich her. Die US-Behörden verlangen die Auslieferung der angeklagten Funktionäre – und die Ermittlungen sind noch lange nicht abgeschlossen, wie Lynch betont. "Die Botschaft dieser Mitteilung sollte jedem schuldhaften Individuum klar sein, das im Dunklen bleibt, in der Hoffnung, sich unseren Untersuchungen entziehen zu können: Sie können die Sache nicht aussitzen, sie werden unserem Fokus nicht entkommen."

Auch die Zukunft der Fifa zweifelt Lynch offen an. Man sorge sich um die "Lebensfähigkeit der Organisation in der Zukunft" und auch um die Aufrichtigkeit ihrer Bemühungen für einen Wandel.

Dass gerade Lynch und die US-Justiz in diesem Fall so knallhart vorgehen, scheint für europäische Beobachter verwunderlich, aus Sicht der US-Behörden ist es aber klar. Jahrelang ermittelt das FBI schon in der Sache, Lynch übersah den Fall bereits in ihrer vorherigen Position als Staatsanwältin in Brooklyn. Die US-Justizbehörden sehen sich auch als Weltpolizei, und weil illegale Gelder auch durch Banken mit Sitz in New York flossen, konnten sie sich des Falls annehmen.

Auslieferung gefordert

Mittlerweile gibt es aus den Reihen der 16 neuen Verdächtigen Reaktionen. Brasiliens Verbandschef Marco Polo del Nero hat nach Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn seinen Posten vorübergehend geräumt. Del Nero habe seine Beurlaubung beantragt, um sich auf seine Verteidigung zu konzentrieren, teilte der CBF am Donnerstag mit. Der Verbandschef sei von seiner absoluten Unschuld überzeugt, hieß es. Vizepräsident Marcus Antonio Vicente werde seine Aufgaben übernehmen.

Manuel Burga hat die Anschuldigungen zurückgewiesen. "Ich bestreite, dass ich Schmiergeld bekommen habe", sagte der ehemalige Präsident des peruanischen Fußballverbands FPF am Donnerstag dem Radiosender RPP. Ex-Conmebol-Finanzchef Carlos Chavez, der ehemalige Präsident des bolivianischen Fußballverbands, will in den Korruptionsermittlungen aussagen, teilte er am Donnerstag in einer E-Mail an das Sportmagazin "Facetas Deportivas" mit. Chavez sitzt derzeit eine Gefängnisstrafe wegen Wirtschaftskriminalität in Bolivien ab.

Die USA fordern auch die Auslieferung des früheren Präsidenten von Honduras, Rafael Callejas. Einen entsprechenden Antrag machte am Donnerstag die Regierung bekannt. Callejas leitete nach seiner Amtszeit als Präsident den honduranischen Fußballverband. Er wies die Anschuldigungen auf einer Pressekonferenz zurück und betonte, er sei bereit, sich vor Gericht dagegen zu wehren.

Die Konten von Callejas und auch seinem mitangeklagten Landsmann Alfredo Hawit, aktueller Concacaf-Präsident, werden auf US-Justizanfrage eingefroren. Hawit ist wie auch Juan Angel Napout (Paraguay) Fifa-Vizepräsident, beide waren am Donnerstag in einem Züricher Luxushotel festgenommen worden. (APA, red, 4.12.2015)