Jedes Jahr erhalten 35.000 Österreicher eine Krebsdiagnose. Moralische und finanzielle Unterstützung beim Kampf gegen die Krankheit erhalten Patienten und Angehörige von der Österreichischen Krebshilfe. Bei einer Pressekonferenz wurde anlässlich des 105-jährigen Jubiläums Bilanz gezogen und ein Blick in die Zukunft der Organisation geworfen.

"Vor 105 Jahren wurde die Krebshilfe von Wiener Medizinern gegründet. Damals hat sich der Adel die Betreuung jener Bevölkerungsschichten, für die es keine soziale Absicherung gegeben hat, zur Aufgabe gemacht", erklärte Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda.

Mehr als 30.000 Patienten und Angehörige werden seither jährlich kostenlos von der Österreichischen Krebshilfe – die mittlerweile zu den ältesten Krebsgesellschaften der Welt zählt – unterstützt. Zwar habe sich das Sozialsystem in den vergangenen 105 Jahren wesentlich zum Besseren verändert, doch nach wie vor drängen die Kosten der Behandlung, Betreuung und der Einkommensausfall der Erkrankten oft ganze Familien in die Armut.

Unbürokratische Hilfe

Schnelle und unbürokratische Unterstützung erhalten Betroffene hier seit neun Jahren bei der Soforthilfe der Krebshilfe. Insgesamt 1.441 Patienten wurden hier seither mit rund 1,5 Millionen Euro unterstützt. Ein Umstand, den Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) als "phänomenal" bezeichnete. "Als ich selbst krank war, haben mir viele betroffene Menschen geschrieben. Viele stehen plötzlich da und haben keine Möglichkeit, den Alltag alleine zu bewältigen. Weil die Ehepartner berufstätig sind, braucht man eine andere Betreuung. Das können sich viele Kranke aber nicht leisten", berichtete sie.

Als besondere Erfolge der vergangenen Jahre nannte Sevelda die Einführung der Gratis-HPV-Impfung (gegen Gebärmutterhalskrebs), die Änderungen in der Gesetzgebung zum Nichtraucherschutz und Schwerpunktaktivitäten bei der Früherkennung von Darmkrebs. "Unserer jährlichen Aktion im Darmkrebsmonat März ist es beispielsweise zu verdanken, dass die Angst vor der Koloskopie (Darmspiegelung, Anm.) genommen werden konnte." Drei Viertel aller durchgeführten Darmspiegelungen waren Sevelda zufolge "sanft". Aber auch das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm hätte laut Oberhauser nach "holprigen Anfängen" dazu geführt, dass über eine Million Mammografien durchgeführt wurden.

Themen, denen sich die Organisation in Zukunft verstärkt widmen möchte, sind zum einen die Palliativeinrichtungen für Krebskranke und zum anderen die Wiedereingliederung der Betroffenen nach überstandener Krankheit. "Das ist eine Forderung, die man leicht stellt, aber in der Umsetzung schwierig ist", erklärte Sevelda. Die Rückkehr in Arbeitsverhältnisse sei durch die anhaltenden Therapien und Nachsorge der Patienten nämlich nur schrittweise möglich. "Wir orten aber den politischen Willen, dass das in absehbarer Zeit umgesetzt werden kann", sagte er. (APA, 4.12.2015)