Wien – Die Opec hält an ihrer bisherigen Förderpolitik fest. Die Obergrenze für die Ölproduktion werde nicht verändert, teilte die Organisation erdölexportierender Länder Freitagabend nach ihrem Treffen in Wien mit.

Der Iran habe erklärt, keine Drosselung in Erwägung zu ziehen, solange das Land nicht wisse, wie viel Öl es nach dem Ende der Sanktionen wieder produzieren und im nächsten Jahr zur Gesamtmenge der Opec beisteuern könne. Das nächste Mal wollen die Opec-Staaten am 2. Juni zusammenkommen. Möglicherweise gibt es aber ein Treffen vor Juni.

In der Abschlusserklärung wurde keine Zahl für die Obergrenze genannt, die bisher bei 30 Millionen Barrel (Fass zu je 159 Liter) pro Tag liegt. Zuvor hatten Insider gesagt, die Grenze werde auf 31,5 Millionen Barrel angehoben. Als Reaktion darauf drehte der Ölpreis ins Minus. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich zuletzt um 1,2 Prozent auf 43,31 Dollar je Barrel. Die Hoffnung auf eine Drosselung hatte sie vorher 2 Prozent ins Plus getrieben. An den Börsen war von "Konfusion" die Rede.

Fördermenge nicht verändert

Am frühen Abend war es dann aber fix: Trotz des anhaltend niedrigen Ölpreises will die ihre Fördermenge nicht verändern. Von einer möglichen Anhebung war in den Statements keine Rede. Auch eine Kürzung wurde nicht erwähnt. Die Gruppe habe gegen eine Kürzung entschieden, erklärte der derzeitige Opec-Präsident, der nigerianische Ölminister Emmanuel Ibe Kachikwu, am Freitag nach einem Treffen von Vertretern der zwölf Mitgliedstaaten in Wien.

"Wir können derzeit keine Zahlen festlegen, und haben beschlossen, die Entscheidung auf kommendes Jahr zu verschieben", sagte Generalsekretär Abdalla Salem El-Badri. Die Preise für Rohöl und in der Folge für Benzin, Diesel und Heizöl dürften damit absehbar niedrig bleiben.

Die festgelegte Fördermenge liegt seit längerem bei 30 Mio. Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) pro Tag; das ist mehr als ein Drittel der gesamten Weltproduktion. Zuletzt hatte das Ölkartell jedoch um die 32 Mio. Fass pro Tag gefördert und damit maßgeblich zu einem erheblichen Überangebot beigetragen. In den kommenden Monaten dürfte sich daran nun wenig ändern.

Warten auf den Iran

Das Kartell wolle zunächst die weitere Entwicklung beobachten und dann gegebenenfalls bei einem Folgetreffen reagieren, hieß es dann aber. Einer der Gründe dafür ist laut Generalsekretär El-Badri der Iran. Es wird nach dem Kompromiss im Atomstreit erwartet, dass die Wirtschaftssanktionen gegen die Islamische Republik im kommenden Jahr fallen werden. Das Land könnte dann wieder mehr Öl liefern. Es sei jedoch unklar, wann dies der Fall sein werde, sagte El-Badri.

Aus Analystensicht zeigt das Ergebnis jedoch, dass die Opec intern gespalten und derzeit handlungsunfähig ist.

Opec will Marktanteile behalten

Das Kartell hatte vor etwa einem Jahr angeführt von Saudi-Arabien seine grundlegende Strategie geändert: Anstatt wie in vorangegangenen Jahren mit Förderkürzungen niedrige Preise wieder nach oben zu treiben, hatte es verhältnismäßig viel Öl in den Markt gepumpt. Die Opec will damit Marktanteile vor allem gegen Schieferöl-Produzenten in den USA verteidigen. Mit der ökologisch umstrittenen Fracking-Methode hatten US-Produzenten zuletzt neue Förderquellen erschlossen.

Länder wie Saudi-Arabien, die über erhebliche Reserven verfügen, können unprofitable Preise deutlich länger verkraften. Anderen Staaten, wie etwa Venezuela, dessen Haushalt extrem von Ölprofiten abhängig ist, bereiten die fehlenden Einnahmen jedoch große Probleme.

Die Opec liefert rund ein Drittel des weltweiten Rohöls. Das Kartell besitzt jedoch drei Viertel der bekannten Reserven. Es wurde 1960 in Bagdad von Saudi-Arabien, dem Iran, dem Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Ziel war es, die Ölquellen selbst zu kontrollieren, statt es den Ölkonzernen zu überlassen, und mit Förderabsprachen auch den Ölpreis zu beeinflussen, um sich stabile Gewinne zu sichern.

Das Ölkartell hatte zuletzt 12 Mitgliedsländer, Indonesien wurde nun als 13. Mitglied aufgenommen. Das Land war bereits von 1962 bis 2009 in der Opec aktiv und liefert etwa 800.000 Barrel pro Tag. (APA, 4.12.2015)