Maurizio Sarri war vor 15 Jahren in einer Karriere im internationalen Bankgeschäft engagiert. Nun hat der mittlerweile 56-Jährige, der im vergangenen Juni überraschend den SSC Napoli als Coach übernommen hatte, zumindest einmal vorübergehend den Zenit seines Wunschjobs erreicht. Nach dem 2:1-Sieg über Inter Mailand ziert Napoli die Spitze der Serie A.

Und am Sonntag gegen Bologna sind die Süditaliener Favorit auf die Fortsetzung einer Serie, die zu Beginn gar nicht erwartet worden war. Nach nur zwei Punkten in drei Spielen hatte Fußball-Legende Diego Maradona die Bestellung Sarris bereits kritisiert. "Sarri ist ein netter Mensch, aber er ist Napoli nicht wert", hatte Maradona verlautet. Doch in den vergangenen 13 Bewerbsspielen feierte Napoli zwölf Siege.

Für Sarri ist damit wohl ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Denn der Kettenraucher, der aus Napoli stammt, könnte seinen Heimatclub nun sogar zum ersten Titel seit Maradona-Zeiten führen. In den 1990er-Jahren hatte Sarri seine Leidenschaft Fußball noch als Hobby betrieben und hatte neben seiner Banker-Karriere Amateur-Clubs in Großbritannien, Deutschland, der Schweiz und Luxemburg betreut.

Als er 2000 den AC Sansovino in die vierte Leistungsklasse gebracht hatte, warf er den Bankposten hin und widmete sich fortan ganz dem Fußball. "Es war nicht einfach, aber meine Familie hat mich unterstützt", erinnerte sich Sarri. Nach insgesamt 16 Clubs schaffte er mit Empoli 2013/14 den Durchbruch als Trainer und den Aufstieg in die Serie A.

Und nun geht es mit Napoli steil bergauf, doch vom ersten Scudetto seit 1990 will Sarri nicht sprechen. "Wir können nicht denken, dass wir die Besten sind, weil wir ein Spiel gewonnen haben. Es macht keine Sinn darüber zu sprechen, wenn es immer noch 72 Punkte zu gewinnen gibt. Mit bisher 31 sind wir nicht einmal vor dem Abstieg sicher." Das nur einen Punkt hinter Napoli liegende Inter Mailand trifft am Samstag auf Genoa. (APA, 4.12.2015)