So skizzierte Alexander Wrabetz im März die neue ORF-Struktur mit "Head of Information"("HOI").


Foto: Harald Fidler

Wien – Hütet Euch vor dem Gezeichneten: Am 5. März 2015 skizzierte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz vor Journalisten jene ORF-Führungsstruktur, die er gerade seinen Stiftungsräten präsentiert hatte.

Ein "HOI", Head of Information, als direkter Vorgesetzter eines guten Dutzends Chefredakteure für ORF-Kanäle von ORF 1 über Ö1, FM4 bis ORF On.

Im Sommer sagte Wrabetz, vom STANDARD zur ORF-Struktur mit Infodirektor befragt: "Die kommt erst in der nächsten Geschäftsführungsperiode."

Nun erklärt Wrabetz dem Kurier, die neue Struktur im Vollausbau komme 2020. Und: "Einen zentralen Informationsdirektor, der vom Ö1-Frühjournal bis zu ZiB 24 alles entscheidet, den hat es bei mir nie gegeben und würde es bei mir nie geben."

Kurier und andere fassten das als "Absage an zentralen Info-Chef" zusammen. Wrabetz schloss laut Text nur einen zentralen Infodirektor aus, obwohl nach einem "zentralen Chefredakteur" gefragt; und nur einen Infodirektor, der über alle Sendungen entscheidet. Das schafft schon physisch kein Mensch. Bereits im März hat er inhaltliche Entscheidungen vor allem bei (da multimedial geplanten) Ressortleitern und Channelchefredakteuren verortet.

Doch die Zusammenfassung kann zutreffen – oder Wrabetz gelegen kommen: Im – laut Gesetz unabhängigen – Stiftungsrat, der im August den nächsten ORF-Chef bestellt, sind SPÖ und ÖVP praktisch gleichauf größte Fraktionen. Die ÖVP lehnte einen Infodirektor sofort ab; Belegschaftsvertreter waren wenig begeistert, und auch Vertreter kleiner Parteien, die bei Rot-Schwarz-Patt ORF-Wahlen entscheiden können.

Wrabetz hat nur einen Infodirektor ausgeschlossen. Einen Chefredakteur könnte er ohne Stiftungsräte bestellen. Vor denen sprach er im März übrigens lieber von einer für Info zuständigen "Person". (fid, 4.12.2015)