Bild nicht mehr verfügbar.

Für Thomas Fahnemann sind die USA ein Markt, wo man lokal produzieren muss, wenn man stärker ins Geschäft kommen möchte.

Foto: APA/Hochmuth

STANDARD: In Paris wird ein Abkommen verhandelt, um den globalen Temperaturanstieg zu bremsen. Was heißt das für Semperit?

Fahnemann: Die Sinnhaftigkeit eines solchen Abkommens steht für uns außer Frage. Man muss aber darauf achten, dass alle gleich behandelt werden. Es darf nicht sein, dass uns zusätzliche Restriktionen auferlegt werden. Das hätte zur Folge, dass noch mehr Produktion in Länder mit weniger starken Auflagen verlagert würde. Dem Weltklima wäre damit nicht gedient, die Position Europas aber arg geschwächt.

STANDARD: Verbindliches Abkommen oder freiwillige Vereinbarung?

Fahnemann: Verbindlich. Mit einer freiwilligen Vereinbarung ist es wesentlich schwieriger, das Ziel einer Zwei-Grad-Beschränkung des Temperaturanstiegs (gegenüber der vorindustriellen Zeit; Anm.) zu erreichen. Das zeigt die Erfahrung. Freiwilligkeit hat uns beim Klima nicht weitergebracht.

STANDARD: Bei Semperit scheint das Geschäft mit Förderbändern (Bereich Sempertrans) am Exponiertesten zu sein, sollten fossile Energien radikal zurückgedrängt werden. Haben Sie einen Plan B?

Fahnemann: Der Kohleverbrauch wird auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen. Wir sind aber mit unseren Förderbändern in zahlreichen Branchen vertreten, in denen Schüttgüter in großen Mengen transportiert werden, etwa im Bergbau für Eisen- oder Kupfererze. Wir wollen weiter expandieren, mit Förderbändern unter anderem auch in die USA.

STANDARD: Mit eigener Produktion?

Fahnemann: Ja. Das ist eine Option, die wir uns gerade sehr genau ansehen. Die USA sind ein Markt, wo man lokal produzieren muss, wenn man stärker ins Geschäft kommen möchte.

STANDARD: Wann wird die Grundsatzentscheidung fallen?

Fahnemann: 2016. Wir wollen überschaubar starten und schrittweise wachsen.

STANDARD: Wie hoch wird das Investment sein?

Fahnemann: Dazu kann ich noch nichts sagen.

STANDARD: Mit Standort nahe einer Bergbauregion?

Fahnemann: Die Bergbauregionen sind weit verbreitet in den USA. Es muss logistisch passen. Das ist ein Abwägen, weil man auch berücksichtigen muss, woher die Rohstoffe kommen.

STANDARD: Mit dem Energieeffizienzgesetz, das am 1. Jänner in Kraft getreten ist, will Österreich einen Beitrag leisten, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Haben Sie im Unternehmen schon ein Energieaudit machen lassen?

Fahnemann: Wir sehen das breiter und werden ein Managementsystem implementieren, das auch Energie beinhaltet, aber nicht nur. Außerdem haben wir schon etliche Maßnahmen umgesetzt. Im Werk in Wimpassing (Niederösterreich) etwa gibt es keinen Schornstein mehr, dort fahren wir mittlerweile mit Gas, das deutlich weniger CO2 emittiert als Kohle.

STANDARD: Man hört Klagen über viel Verwaltungsaufwand, der mit dem Effizienzgesetz verknüpft ist?

Fahnemann: Es ist aufwendig, keine Frage. Und die Regularien werden immer mehr statt weniger. Wir versuchen es aber so anzulegen, dass wir letztlich nicht nur etwas Gutes für die Umwelt tun, sondern auch Kosten sparen.

STANDARD: Im Sommer schien es noch fraglich, ob sie die Ertragszahlen aus dem Vorjahr erreichen?

Fahnemann: Wir werden sie überbieten, um wie viel, ist noch offen. Es läuft besser als zum Halbjahr erwartet. Der Markt allein würde das nicht hergeben, die Nachfrage ist weiter verhalten. Aber die Optimierungsprogramme, die wir vor einiger Zeit gestartet haben, beginnen Früchte zu tragen.

STANDARD: Die Rohstoffpreise sind ...

Fahnemann: ... tief wie schon lange nicht. Wenn wir das Jahr 2010 gleich 100 setzen, liegen die Rohstoffpreise im Moment bei 42 – ein enormer Preisverfall in kurzer Zeit.

STANDARD: Ihre Prognose?

Fahnemann: Ich sehe im Moment kein Signal, wonach die Rohstoffpreise in absehbarer Zeit sprunghaft nach oben gehen könnten. (Günther Strobl, 5.12.2015)