Beaver Creek – Hannes Reichelt, der Super-G und Beaver Creek – das ist eine Dreierbeziehung, die einfach funktioniert. Dreimal hat der Salzburger im Weltcup den Super-G auf der Birds of Prey gewonnen. Im Februar wurde er in selbem Ort, in selber Disziplin sogar Weltmeister. Am Samstag ist wieder Super-G, wieder in Beaver Creek – "nur" Weltcup. Reichelt ist freilich dabei. Die Saison lief für den 35-Jährigen bisher noch nicht blendend. Die Plätze 16, 18 und elf stehen zu Buche. Da kommt Beaver Creek gerade recht. Auch für den Rest des Teams.
Die jüngsten zehn Super-G auf der Raubvogelpiste gewannen Österreicher. Marcel Hirscher schaffte das zwar nicht, am Samstag aber versucht sich der Salzburger Technikspezialist wieder einmal in einem Speedrennen. Freilich, nach Beaver Creek gereist ist der vierfache Gesamtweltcupsieger hauptsächlich wegen des Riesentorlaufs. Der liegt ihm bekanntlich besser. Aber auch da hat er starke Konkurrenz, vor allem in Person des US-Amerikaners Ted Ligety. Der 31-Jährige gewann den bisher einzigen Saisonriesentorlauf. Beim Weltcupauftakt in Sölden setzte sich Ligety vor dem Franzosen Thomas Fanara und Hirscher durch. "In Sölden hat er wieder so souverän ausgeschaut, wie man es kennt", sagte Hirscher. Ligety gewann die einschlägige Disziplinenkugel bereits fünfmal, zuletzt 2014. Im Vorjahr war Hirscher besser.
Aber in diesem Winter könnte sich das Blatt wieder gewendet haben. In puncto Fitness könne sich Hirscher nichts vorwerfen. "Ich habe körperlich meinen Peak bereits erreicht." Ligety könnte aber in puncto Material wieder im Vorteil sein. "Ich bringe im Moment 800 PS auf die Straße. Alles, was ich versuchen kann, ist, das auch mit tausend PS zu probieren. Das heißt, ein Set-up zu verwenden, das ein echtes Biest ist. Wenn du das beherrschen kannst, bringt es dich vorwärts." Die Materialschlacht im Skirennsport erinnert den 26-Jährigen an die Formel 1. "Es geht darum, einen Ski um die Kurve zu bringen, ohne dass das Heck ausbricht. Von mir aus auch mit 2000 PS."
Ob mit oder ohne 2000 PS, Hirscher kann in diesem Winter Geschichte schreiben. Fünfmal hintereinander hat noch keiner den Gesamtweltcup gewonnen. Hirscher: "Es hat erst einer fünfmal den Weltcup gewonnen, aber noch keiner in Folge. So gesehen habe ich keine Chance."
Nichts zu beweisen
Bis 2019 will Hirscher noch Skirennen fahren. "Ich muss niemandem, auch mir selbst nicht mehr beweisen, dass ich Ski fahren kann. Ich habe mehr als das Soll erfüllt, eigentlich kann ich es jetzt genießen." Er wolle deshalb weiter mit Freude und Leidenschaft fahren. "Am Tag, an dem ich keine Lust mehr habe, sage ich Auf Wiederschauen. Ich sehe keine Verpflichtung, Ski zu fahren, bis meine Knochen wund sind."
Zuletzt hat Hirscher versucht, beim Training in Colorado seine Hauptdisziplinen Riesentorlauf und Slalom zu stärken. Speziell im Slalom fehlt ihm nach den Rücktritten von Benjamin Raich und Mario Matt etwas der interne Vergleich. Deshalb war das gemeinsame Training mit seinem deutschen Freund und Konkurrenten Felix Neureuther der erste wirkliche Saisonvergleich im Training. Hirscher: "Es war positiv, ich war zufrieden."
Aber vorerst ist Beaver Creek, ist Super-G, ist Riesentorlauf. Am Sonntag peilt er einen Podestplatz an. Das wäre positiv. Und wenn Reichelt am Samstag an seine bisherigen Leistungen auf der Birds of Prey anschließen könnte – das wäre auch positiv. (red, APA, 5.12.2015)