Foto: Inge Prader

Etliche in Wien geborene Jugendliche können keinen Wiener Dialekt. Sie sprechen hochdeutsch, allerdings mit leichtem bundesdeutschem Akzent, weil sie so viel auf dem deutschen Privatfernsehen zugange sind bzw. auf solcherart synchronisierten Computerspielen.

Der österreichische Tonfall im Hochdeutschen hat jetzt aber ein Rückzugsgefecht gewonnen. Die ÖBB bringen für ihre Zugansagen die Stimme von Chris Lohner wieder zurück. Die TV-Moderatorin, Buchautorin und Schauspielerin war jahrzehntelang dafür zuständig, Zugverspätungen und Schienenersatzverkehr überaus wohlklingend und stressabbauend zu verkünden.

Dann wurde sie schrittweise von irgendwelchen Neustrukturierungs-Optimierungs-Evaluierungs-Heinis abgebaut. Und durch eine Stimme mit dem internen Spitznamen "Petra aus Cottbus" ersetzt. Was die ÖBB-Kunden mit einem stetigen Shitstorm beantworteten.

Jetzt ist Chris Lohner wieder zurück. Sie hat über 15.000 deutsche und englische Sätze neu aufgenommen, und daraus kann eine beeindruckende Technik beliebig neue Ansagen formen – einfach indem man den Text eintippt.

Das hat Ewigkeitswert. Auch wenn ihr Zug einmal in die Endstation eingefahren sein wird. "Ich werde noch aus dem Grab heraus 'Zug fährt ein' sagen", kündigt Chris mit jener Ironie an, die sie schon im legendären Kottan praktizierte.

Forever Chris. (Hans Rauscher, 4.12.2015)