Brüssel – Im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen mit 130 Toten suchen die Polizeibehörden in Belgien und Frankreich nach zwei neuen Verdächtigen. Die belgische Staatsanwaltschaft teilte am Freitag in Brüssel mit, es handle sich um zwei Männer, die an der ungarisch-österreichischen Grenze kontrolliert worden seien, als sie mit dem mutmaßlichen Hauptdrahtzieher Salah Abdeslam unterwegs gewesen seien.

Die Kontrolle ereignete sich demnach am 9. September. Nach den neuen Verdächtigen werde nun "aktiv gesucht", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Dazu werde ein Zeugenaufruf veröffentlicht. Die beiden Männer hatten den Angaben zufolge bei der Kontrolle falsche Ausweise vorgezeigt. Der Belgier Salah Abdeslam gilt als Organisator der Pariser Anschläge vom 13. November. So soll er die Selbstmordattentäter zum Pariser Fußballstadion gebracht haben.

"Team" in Budapest zusammengestellt

Am Donnerstag hatte der ungarische Regierungssprecher Janos Lazar gesagt, einer der Drahtzieher der Anschläge von Paris habe aus Flüchtlingen am Budapester Bahnhof ein "Team" zusammengestellt. "Einer der Hauptorganisatoren der terroristischen Angriffe von Paris war am Bahnhof Keleti in Budapest, wo er eine Mannschaft unter denjenigen (Migranten) rekrutiert hat, die sich geweigert hatten, sich registrieren zu lassen, und hat das Land mit ihnen verlassen", führte der Sprecher aus.

Zur Identität der Betreffenden und zum Zeitpunkt des Vorfalls machte Lazar keine Angaben. Aus ungarischen Regierungskreisen verlautete jedoch, dass es sich bei dem Anwerber um Salah Abdeslam gehandelt habe. Unklar war, ob die Rekrutierten an den Pariser Anschlägen beteiligt waren.

Bis Ungarn seine Grenze zu Serbien am 15. September vollständig geschlossen hatte, hatten am Budapester Bahnhof täglich tausende Flüchtlinge und Migranten auf ihre Weiterreise gewartet. Aus humanitären Gründen entschlossen sich Österreich und Deutschland daraufhin, den Flüchtlingen die Einreise zu ermöglichen. Die ungarische Regierung hatte diesen Schritt kritisiert. In einer aktuellen Medienkampagne kritisiert sie die Aufnahme von Flüchtlingen, in der sie auch vor erhöhter "Terrorgefahr" durch den Flüchtlingsandrang warnt.

Abdeslam in Österreich überprüft

Aus Ermittlerkreisen in Paris hieß es zu den Angaben aus Budapest, dass ein von Abdeslam gemietetes Auto am 17. September in Ungarn geortet worden sei. Am 9. September war Abdeslam in Österreich bei einer Routinekontrolle überprüft worden, wie das Innenministerium in Wien bereits am 17. November mitgeteilt hatte. Er gab damals an, eine Woche Urlaub in Österreich machen zu wollen, und durfte mit seinen Begleitern weiter fahren. (APA, 4.12.2015)