Washington/San Bernardino – Die renommierte US-Zeitung "New York Times" hat zum ersten Mal seit fast hundert Jahren einen Leitartikel auf ihrer Titelseite veröffentlicht und sich nach dem Attentat in Kalifornien mit 14 Toten für schärfere Waffengesetze ausgesprochen. In dem Artikel "Beendet die Waffen-Epidemie in Amerika" wird ein Verbot bestimmter Waffen und Munition für Privatleute gefordert.

Es sei ein "moralisches Verbrechen und beschämend für das Land", dass Zivilisten in den USA legal Waffen kaufen könnten, die "in brutalem Tempo und mit brutaler Effizienz" Menschen töten, schreibt das "Editorial Board" der Zeitung. Die Autoren fordern die Leser auf, nach der Bluttat in San Bernardino ihre "Aufmerksamkeit und Wut" auch auf Politiker zu richten, denen die Waffenlobby wichtiger sei als die Sicherheit der Bürger. Diese Politiker unterstützten "Möchtegern-Killer, indem sie Waffenmärkte für sie schaffen". Die Wähler erlaubten diesen Politikern, "ihre Jobs zu behalten".

Gegen veränderte Sturmgewehre

Konkret fordert die "New York Times" ein Verbot von Waffen wie den leicht veränderten Sturmgewehren, die auch die Attentäter von San Bernardino verwendeten, für den privaten Besitz.

Am Mittwoch hatte der 28-jährige Syed Farook, ein pakistanischstämmiger US-Bürger, zusammen mit seiner Ehefrau Tashfeen Malik eine Weihnachtsfeier in San Bernardino bei Los Angeles gestürmt. Das Paar tötete 14 Menschen und verletzte 21 weitere, bevor es von der Polizei erschossen wurde. Die Attentäter hinterließen eine sechs Monate alte Tochter. Am Freitag stufte das FBI die Tat als "Terrorakt" ein, erklärte jedoch, keine Hinweise auf eine Mitgliedschaft der Täter bei extremistischen Gruppen zu haben. Der IS bekannte sich wenig später zu dem Anschlag.

An Republikanern gescheitert

Der Angriff war der blutigste in den USA seit dem Amoklauf in einer Volksschule in Newtown, bei dem vor drei Jahren 20 Kinder und sechs Erwachsene getötet worden waren. US-Präsident Barack Obama mahnte nach dem Attentat erneut eine Verschärfung der Waffengesetze an. Er war in der Vergangenheit immer wieder mit Initiativen für schärfere Waffengesetze im Kongress gescheitert, wo vor allem die Republikaner nicht am in der US-Verfassung verankerten Recht auf Waffenbesitz rütteln wollen. (APA, 5.12.2015)