Vatikanstadt – Nach dem Skandal um die finanzielle Missstände und angeblicher Veruntreuung von Spendengeldern will der Vatikan verstärkt auf Transparenz setzen und seine Finanzen an internationale Standards anpassen. So hat der vatikanische Wirtschaftsrat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zum externen Prüfer der Vatikan-Bilanzen beauftragt.

PwC werde eng mit dem Wirtschaftssekretariat zusammenarbeiten und sofort mit der Prüfung der Bilanzen 2015 beginnen, berichtete der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, am Samstag. PwC zähle zu den weltweit prestigereichsten Buchprüfungsgesellschaften, meinte Lombardi.

Prozess nach Buch

Im Vatikan hatten zuletzt die Sachbücher der beiden italienischen Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi über Verschwendungen und Veruntreuung von Spendengeldern im Vatikan für Eklat gesorgt. Nuzzi wirft dem Vatikan in seinem jüngsten Buch "Alles muss ans Licht" vor, ein System von Korruption, Günstlingswirtschaft, Privilegien und Geldwäsche zu unterhalten. Gegen ihn und Fittipaldi leitete die vatikanische Justiz ein Verfahren wegen "möglicher Beihilfe zur Verbreitung vertraulicher Informationen und Dokumente" ein.

Nuzzi und Fittipaldi sind zusammen mit drei ehemaligen Mitgliedern der vatikanischen Wirtschaftskommission Cosea bei dem sogenannten "Vatileaks 2-Prozess" angeklagt, der am kommenden Montag in die nächste Runde geht. Den fünf Personen – zu ihnen zählen der inhaftierte spanische Prälat, Lucio Angel Vallejo Balda, und die skandalumwitterte PR-Agentin Francesca Chaouqui – drohen bis zu acht Jahren Haft. (APA, 5.12.2015)