Als ich in die Volksschule kam, kamen mit mir die Kinder der ersten Gastarbeitergeneration in die Schule. Türkenmädchen und -buben, liebe, kluge, normale Kinder, aber nach der Volksschule waren sie weg. Keiner und keine von denen kam damals aufs Gymnasium. Alle aussortiert. Das Gymnasium war dann ethnisch weitgehend homogen. Apartheid in Wien-Landstraße.

Und heute? Heute wächst beinahe jeder Jugendliche in multiethnischen und multikulturellen Netzwerken auf. Die meisten haben damit nicht nur kein Problem, es ist für sie vollkommen selbstverständlich. Sie haben auch kein Problem mit vermischten, hybriden Identitäten.

Schlägt man, zum Beispiel, die Zeitungen auf, schaltet man den Fernseher ein: überall schon junge Journalisten und Journalistinnen mit bosnischen, türkischen, persischen, arabischen Namen.

Das ist für den überwiegenden Teil sowohl der autochtonen wie auch der migrierten Bevölkerung Normalität. Eine Normalität, die man angesichts der hysterischen Debatten und der Wir-gegen-sie-Paranoiker auf beiden Seiten nicht vergessen sollte. (Robert Misik, 6.12.2015)