Bild nicht mehr verfügbar.

Der Christbaum ist vermutlich noch das kleinere Problem.

Foto: APA/Schneider

Wien – Ein Flachbildfernseher auf Raten, ein Handy und dazu noch allerlei Kleingeschenke für die Verwandtschaft. Zu Weihnachten tappen viele Menschen in die Schuldenfalle. "Weil das ganze so emotionalisiert abläuft, übernimmt man sich leichter", sagt der langjährige Schuldnerberater Hans Grohs. Gleichzeitig ortet er einen Trend zum Verzicht.

"Aufgrund der wirtschaftlichen Situation gehen viele dazu über, gar nichts zu schenken oder Geschenke zu kaufen, die nicht mehr so teuer sind", so der Ex-Geschäftsführer des Dachverbands der staatlich anerkannten Schuldnerberatungen (asb) zur APA.

Bei manchen freilich sei Weihnachten "nach wie vor ein blinder Fleck". Sprich, die Leute denken beim Geschenkekauf nicht darüber nach, wie viel Geld sie tatsächlich zur Verfügung haben. Das treffe potenziell auf Menschen aller Einkommensklassen zu. "Die, die emotional anfälliger sind und etwas kompensieren wollen, werden zu Weihnachten eher auf den Putz hauen – ob sie es sich leisten können oder nicht."

Grohs rät zu Bargeld. "Wenn ich mir vorher ansehe, wieviel ich tatsächlich zur Verfügung habe, nehme ich das Geld in bar und gehe damit einkaufen." Noch immer sei der Bezug zu Bargeld stärker als zu Plastikkarten.

Weihnachtsgeld zu früh

Das Weihnachtsgeld kommt für manche zu früh. Vor allem bei Menschen, die knapp bei Kasse sind, ist das, was Ende Oktober oder im November ausgezahlt wurde, zu Weihnachten längst futsch. "Das Weihnachtsgeld deckt das Minus am Konto ab. Wenn man dann Weihnachtseinkäufe macht, ist man wieder im Minus", berichtet Grohs.

Generell empfiehlt er, das Minus am Girokonto schnellstmöglich wegzubringen. Die Überziehungszinsen seien noch immer sehr, sehr hoch. "Wenn das nicht gelingt, sollte man mit der Bank wegen eines Kredits reden."

Von Käufen auf Pump rät Groh ab. Zwar gebe es mittlerweile schon "kostenneutrale" Angebote ohne Kreditgebühren, aber der Überblick über die eigene Finanzsituation gehe verloren, wenn zu viele Zahlungen vom Konto abgehen. Der Schuldenexperte setzt "auf die gute alte Methode des Ansparens". Den Fernseher also erst dann kaufen, wenn das Geld tatsächlich da ist.

Weihnachten ist in Grohs' Augen für die Gesamtwirtschaft wichtig, dem Handel beschere der Advent einen zusätzlich Umsatzmonat. Der Einzelne sollte dennoch wissen, was er wirklich braucht und was er dafür ausgeben kann – und sich "nicht von Verkaufszielen von Unternehmen beeinflussen lassen".

Die Schuldnerberatungen haben zu Jahresbeginn traditionell Hochbetrieb. "Zu Weihnachten denkt kaum jemand an seine Schulden", weiß Grohs. (APA, 6.12.2015)