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Auf dem Salzburger Domplatz weihnachtet es bereits seit zweieinhalb Wochen. Auf dem Wiener Rathausplatz dauert die Bescherung heuer erstmals bis zum Stefanitag.

Foto: APA / Barbara Gindl

Die Besucherzahl ist selbst für die touristische Ganzjahresdestination Salzburg – das Wort Zwischensaison ist aus dem aktiven Sprachschatz der Salzburger ja längst verschwunden – bemerkenswert: Mehr als 1,3 Millionen Menschen besuchen den Salzburger Christkindlmarkt jedes Jahr. Das ist nicht ganz das Zehnfache der Einwohnerzahl. Die Beliebtheit des Marktes hängt nicht zuletzt mit einer geschickten Marketingstrategie zusammen. Die Salzburger haben es immerhin geschafft, im Weihnachtsmarkt-Ranking wichtiger TV-Stationen wie etwa CNN immer wieder weit vorn zu landen.

Für die rund 100 Standler, organisiert von einem eigenen Verein, ist der Christkindlmarkt jedenfalls ein gutes Geschäft. Bis zu 100.000 Euro sollen den lukrativsten Standln pro Saison bleiben. Offizielle Zahlen gibt es nicht.

Welche Dimension der Adventrummel auf dem Dom- und dem Residenzplatz inzwischen angenommen hat, wird auch an ein paar technischen Details deutlich: 14 Kilometer Stromkabel und 2,5 Kilometer Lichterketten wurden verlegt. Vier Kilometer Tannengirlanden sollen auch bei Plustemperaturen für weihnachtliche Stimmung sorgen.

Christkind war früh dran

Vom Wetter oder vom Adventkalender lassen sich die geschäftstüchtigen Salzburger längst nichts mehr vorschreiben. Gestartet wurde schon am 19. November, selbst das Christkindl war früh dran: Es tauchte das erste Mal am 28. November am Markt auf.

Am 26. Dezember wird der Christkindlmarkt seine Pforten schließen. Ruhe kehrt damit in der Salzburger Altstadt allerdings keine ein. Schon tags darauf werden die ersten Standln und Zelte für die große Silvesterfeier aufgebaut.

Auch in Wien ist heuer zum ersten Mal nicht am 24. Dezember, sondern zwei Tage später Schluss. "Viele Menschen wollen auch nach Weihnachten noch die Stimmung genießen", sagt Akan Keskin vom Verein zur Förderung des Marktgewerbes, der den Christkindlmarkt auf dem Wiener Rathausplatz organisiert.

Auf die Frage nach dem bisherigen Geschäft verziehen Standler das Gesicht. Viele geben dem Wetter die Schuld: "Es ist viel zu warm." Andere vermuten, dass die Terroranschläge von Paris noch nachwirken. Alle hoffen, dass die Temperaturen noch sinken und der Umsatz anzieht. Vor dem Wiener Rathaus warten 140 Standln auf Kunden. Je nach feilgebotener Ware und Größe der Standln werden bis zu 15.000 Euro Standgebühr fällig. Die Stadt unterstützt den "Adventzauber" mit mehr als einer Million Euro. Die Wiener Wirtschaftskammer steuert weitere 240.000 Euro für die Öffentlichkeitsarbeit bei. Insgesamt hat das Wiener Marktamt heuer 22 Weihnachtsmärkte mit 1097 Ständen genehmigt, 188 davon sind Gastrostände.

Ein Markt ohne Standmieten

In Graz, der zweitgrößten Stadt des Landes, wurden 22 Standorte in mehr oder weniger weihnachtliches Ambiente getaucht. Der außergewöhnlichste ist das "Wonderlend". Es wird seit wenigen Jahren mitten im florierenden Kreativviertel im Bezirk Lend großteils von Viertelbewohnern, Designerkollektiven und Kunstinitiativen gestaltet. Hier ist willkommen, wer vor dem Konsumtrubel flieht. Wie das sommerliche Festival des Viertels, der "Lendwirbel", hat Wonderlend partizipativen Charakter. Es gibt keine Standlmiete, wer etwas machen will, meldet sich. Punsch gibt es trotzdem und natürlich Makava, jenen Tee-Drink, der in Graz erfunden wurde.

Neben Designschnäppchen, Konzerten, Lesungen und den Bands und DJs vom Schlagergarten Gloria werden Eisstockschießen und eine Castingshow geboten, bei der jeder vorsingen kann, "aber nicht bewertet, sondern nur wertgeschätzt wird", wie Maria Reiner, eine der Organisatorinnen, erzählt.

Weg vom Ess- und Saufevent

Der Bregenzer Weihnachtsmarkt ist für Christoph Thoma, Geschäftsführer von Bregenz Tourismus und Stadtmarketing "so etwas wie ein Durchlauferhitzer" für das Weihnachtsgeschäft. Fünf Wochen lang sind die Hütten auf dem Kornmarktplatz Frequenzbringer für die lokale Wirtschaft. Den Imagewandel, weg vom Ess- und Saufevent, will man in den nächsten fünf Jahren geschafft haben. Dann soll Kultur und Kunsthandwerk Ramsch und Co in den Hintergrund gedrängt haben. Erste Versuche dazu sind ein Kunsthandwerksmarkt und die Integration des Jungen Landestheaters ins Rahmenprogramm.

Der Markt verursacht dem Stadtmarketing jährlich einen Abgang von 60.000 Euro, Thoma sieht das als Investition ins City-Management. Wie viele Touristen der Markt zusätzlich bringt, wurde noch nicht erhoben. Für alle, denen der Markt im Zentrum zu laut ist, hat Bregenz eine weihnachtliche Alternative. In der Oberstadt gibt es einen kleinen Markt, der nur an drei Wochenenden vor dem Fest geöffnet ist.

In Tirol hofft man, mit Adventmärkten auch bei Touristen zu punkten, die mit Wintersport nichts am Hut haben. Vor allem Gäste aus Italien und aus der Schweiz kämen extra wegen der Märkte nach Innsbruck, so Michael Brandl von der Tirol Werbung. Die Wintersaison könne so um vier Wochen verlängert werden. (cms, jub, neu, mika, simo, 7.12.2015)