Bild nicht mehr verfügbar.

Im Winter braucht es Wärme. Dadurch steigt auch die Gefahr von thermischen Verletzungen. Bei großflächigen oder tiefen Verbrennungen sollten Eltern im Zweifelsfall immer den Arzt aufsuchen, empfehlen Kinderchirurgen.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

In der kalten Jahreszeit braucht der Körper Wärme von außen: Etwa aus Öfen, Tees, Suppen oder Wärmflaschen. Die Haut von Kindern unter fünf Jahren ist nur einen halben Millimeter und damit teilweise nur ein Viertel so dick wie die Haut von Erwachsenen. "Versehentlich ausgeschüttete heiße Flüssigkeiten richten bei Kindern daher häufig großen Schaden an", warnt die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) anlässlich des "Tags des brandverletzten Kindes" am 7. Dezember.

"Über 70 Prozent der thermischen Verletzungen von Kindern beruhen auf Verbrühungen", heißt es vonseiten des Berufsverbands der niedergelassenen Kinderchirurgen Deutschlands (BNKD). "Durch den geringeren Hautdurchmesser und ihrer relativ größeren Körperoberfläche erleiden Kinder im Vergleich zu Erwachsenen schon bei vermeintlich kleinen thermischen Unfällen viel tiefer gehende Verletzungen der Hautschichten."

Kinderhaut ist anders

"Schon zehn Sekunden mit über 50 Grad heißer Flüssigkeit reichen aus, um kindliche Haut nachhaltig zu verletzen und eine Verbrennung dritten Grades, also die vollständige Zerstörung der Haut, zu verursachen", erklärt Verena Ellerkamp, Kinderchirurgische Oberärztin an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen.

Zum Vergleich: Bei einem Erwachsenen führt ein derartiger Unfall lediglich zu einer kurzzeitigen, schmerzhaften Rötung und möglicherweise zur Blasenbildung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit heilt sie folgenlos ab. Bei Kindern können dadurch lebenslange Narben entstehen. So kann bei Kindern bereits eine Tasse heißen Tees bis zu 30 Prozent der Körperoberfläche schwer schädigen und zu bleibenden Narben führen.

Extreme Kälte zum Kühlen ungeeignet

Die Experten schätzen, dass Sicherheitsvorkehrungen und Wachsamkeit etwa 60 Prozent dieser Verletzungen verhindern könnten. "Dazu gehört, die Teetasse abzustellen, wenn man ein Kleinkind auf den Arm nimmt", sagt Ellerkamp. Zudem sei es wichtig, die Sicherheitsmaßnahmen laufend an den wachsenden Radius des Kindes anzupassen. Ist nach einer leichten Verbrühung die Haut nur gerötet oder bildet kleine Blasen, können Eltern sie mit Kühlung und Salben selber behandeln.

Entgegen der landläufigen Meinung dürfe das Wasser jedoch nicht eiskalt, sondern sollte lauwarm sein (um die 15 Grad), so die Empfehlung der Kinderchirurgen. Denn durch einen starken Kältereiz ziehen sich die feinen Gefäße im verletzten Hautareal zusammen. Dadurch stoppt die Durchblutung, wodurch weitere Schäden an der Haut entstehen können. Deshalb seien Cool-Packs oder gar Eis völlig ungeeignet und sogar gefährlich, so die Experten.

In die Hand von Experten

"Alle anderen Verletzungen gehören in die Hand eines Arztes", betont Tobias Schuster, Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Augsburg. Dieser könne Ausmaß und Schwere der Verletzung einschätzen und rasch die richtigen Schritte einleiten, um die Wunde angemessen zu versorgen und Narben und Infektionen zu vermeiden.

"Wenn die thermischen Schädigungen bei zweitgradigen Verbrennungen mehr als zehn Prozent der Körperoberfläche und/oder Gesicht, Hände, Genitalien oder Füße betreffen, sollte die Behandlung in einer spezialisierten Einrichtung erfolgen, bei drittgradigen Verbrennungen sogar schon, wenn fünf Prozent Körperoberfläche verletzt sind", ergänzt der Mediziner. (red, 7.12.2015)