Es ist eine schlechte Nachricht für alle Patienten, die heute und zukünftig an Bauchspeicheldrüsenkrebs leiden. Eine jener Medikamente, die ihn bekämpfen soll, der Wirkstoff Evofosfamide des internationalen Pharmakonzerns Merck, hat sich in den Studien als nicht effektiv genug herausgestellt.

Dabei war die Idee, die mit diesem Medikament verfolgt wurde, durchaus interessant. Bauchspeicheldrüsenkrebs hat deshalb so schlechte Behandlungsprognosen, weil sich der Krebs in einem relativ sauerstoffarmen Milieu entwickeln kann. Hypoxie ist der Fachbegriff dafür. Schwierig im Zusammenhang mit Tumoren ist die Tatsache, dass dorthin auch potenzielle Medikamente nicht hintransportiert werden und das Wachstum damit nicht gestoppt oder eingedämmt werden kann.

Krebszellen attackieren

Merck hatte in Kooperation mit Biotechnologieunternehmen Threshold Pharmaceuticals einen Wirkstoff entwickelt, der sich in sauerstoffarmen Milieu aktiviert und damit die Krebszellen attackiert. Besonders für Patienten mit Weichteilsarkomen und Bauchspeicheldrüsenkrebs wäre das eine neue Option der Lebensverlängerung gewesen.

Gerade gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs hat die Medizin wenig anzubieten. Ist das Pankreskarzinom so gelegen, dass es chirurgisch nicht entfernt werden kann, gibt es für Betroffene wenige effektive therapeutische Optionen.

Noch im Mai konnte Merck bei der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA eine so genannten Fast-track-Erlaubnis erhalten, um die Entwicklung einer Therapie mit Evofosmaide in Kombination mit Gemcitabine voranzutreiben.

Effizienz nicht gewährleistet

Doch die Ergebnisse der Studie attestierten der Evofosfamide-Therapie einfach nicht die notwendige Effektivität. Das hat die statistische Auswertung ergeben. "Wir haben heute entschieden, Evofosfamide in den Indikationen Bauchspeicheldrüsen- und Weichteilkrebs nicht weiterzuverfolgen. Zudem werden wir eine schnelle Entscheidung über die Zukunft des weiteren Entwicklungsprogramms von Evofosfamide fällen", sagte der Leiter der weltweiten Forschung und Entwicklung des Biopharmageschäfts von Merck, Luciano Rossetti.

Die Entwicklung eines Medikaments in einer Phase kurz vor der Zulassung einzustellen, ist in der Pharmaindustrie ein Worst-Case-Szenario in vielerlei Hinsicht. Bis ein Wirkstoff in die aufwändige klinische Testphase 3 kommt, wurde bereits viel Geld investiert. Die schlechte Nachricht zerschlägt auch die Hoffnung, schon bald eine wirkungsvollere Therapie gegen einen der aggressivsten Tumoren zur Verfügung zu haben. (red, 7.12.2015)