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Jetzt erkennt auch die chinesische Führung den Ernst der Smog-Lage. Kindereinrichtungen müssen schließen.

Foto: EPA/HOW HWEE YOUNG

Erstmals in seiner Geschichte hat das smoggeplagte Peking zum Schutz der Bevölkerung die höchste Alarmstufe Rot in seinem vierstufigen Farbenwarnsystem ausgerufen. Die dramatische Warnung wurde nicht mehr heruntergespielt oder relativiert, sondern auch in den CCTV-Fernsehnachrichten am Montagabend gezeigt, zusammen mit Aufnahmen vom Smog in Peking.

Die Stadtregierung ordnete am Montag an, den Verkehr drastisch einzuschränken. Als Erste sind Autofahrer betroffen, die zu mehr als 30 Prozent zu den hohen Schadstoffkonzentrationen beitragen. Abwechselnd nach geraden und ungeraden Endziffern des Autokennzeichens müssen die Hälfte der 5,6 Millionen in Peking zugelassenen Fahrzeuge zu Hause bleiben.

Kindereinrichtungen geschlossen

Noch schärfer sind die Behörden und ihre rund eine halbe Millionen Dienstwagen betroffen. Zusätzlich zur Einschränkung nach Autokennzeichen müssen auch 30 Prozent der verbliebenen Wagen in den Garagen bleiben. Auch alle Kindergärten, Grund- und Mittelschulen sollen für die Zeit des Smogalarms geschlossen werden. Hunderttausende Eltern stehen nun vor der Frage, wer auf die Kinder und Schüler aufpassen kann. Bei Rot müssen zudem alle Unternehmen und Fabriken ihre Arbeit entweder einstellen oder stark reduzieren.

Die Nachrichtenagentur Xinhua meldete Montagabend, dass die Stufe Rot bis Donnerstagmittag in Kraft bleibt. Dann werden eine neue Kaltfront und Wind erwartet.

Krisensitzung am Wochenende

Am Sonntag hatte das chinesische Umweltministerium eine Krisensitzung einberufen und 18 Städte in Nordchina und in Mittelchinas Provinzen Shandong, Henan und Shanxi vor besonders schweren Smoglagen bis einschließlich Mittwoch gewarnt. Alarmstufe Orange wurde für sie ausgegeben. Mehrere hundert Millionen Menschen sind in den Ballungsräumen betroffen. Das Ministerium schickte zugleich zehn Arbeitsgruppen in die betroffenen Gebiete, um die Durchsetzung der Maßnahmen zu überwachen.

Ein Auslöser für die nun besonders schnelle Reaktion war die Inaktivität der Stadtregierung Anfang vergangener Woche. Peking weigerte sich, die Stufe Rot auszurufen, selbst als "historische Rekordwerte" mit mehr als 1.000 Mikrogramm Feinstaub in einem Kubikmeter Luft gemessen wurden. Das entspricht der mehr als 40-fachen Menge der von der Weltgesundheitsorganisation tolerierten Werte von 25 Mikrogramm. Chinas Rechtszeitung "Fazhi Ribao" schrieb, dass die "Öffentlichkeit mit Pekings Reaktionen sehr unzufrieden war". Die Stadt verteidigte sich, dass Alarmstufe Rot nur ausgelöst werden dürfe, wenn mindestens drei Tage im Voraus extremer Smog vorausgesagt werden kann.

Das Umweltministerium rief am Montag die Großstädte Peking und Tianjin sowie deren umliegende Provinzen auf, "die Lehren aus den Ereignissen zu ziehen und von nun an rechtzeitig und angemessen zu reagieren". Vorauswarnungen müssen 31 Stunden vorab gegeben werden. (Johnny Erling aus Peking, 7.12.2015)