Die Wirtschaftskammer begrüßt den Start der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) am Mittwoch in Spitälern in der Steiermark und Wien. Gleichzeitig forderte der zuständige Abteilungsleiter Martin Gleitsmann am Montag aber Verbesserungen. Heftige Kritik an ELGA übte neuerlich die FPÖ, der ÖVP-Seniorenbund verweist hingegen auf die Vorteile.
Doppeluntersuchungen vermeiden
Aus der Sicht der Wirtschaftskammer ist ELGA ein wichtiger Schritt zugunsten der Patienten: "Behandlungswege werden transparenter, der Patient hat erstmals einen Überblick über seine Gesundheitsdaten, und teure Doppeluntersuchungen werden bald der Vergangenheit angehören", meinte Gleitsmann in einer Aussendung.
In der Ausführung gebe es jedoch noch Verbesserungspotenzial, betont der WKÖ-Experte. Der Nutzen des Systems wird seiner Ansicht nach dadurch wesentlich eingeschränkt, dass der Patient alle Daten seiner Wahl ausblenden kann. Dass Befunde aus der Vergangenheit nicht Bestandteil von ELGA sein werden, ist für Gleitsmann zwar einerseits bedauerlich, andererseits gesteht er aber zu, dass die Eingabe bestehender Daten ein schwer zu stemmender administrativer Aufwand wäre. Dass die E-Medikation erst im Laufe des Jahres 2016 starten soll, ist für Gleitsmann zu spät. Bedenklich findet er es, dass die öffentliche Diskussion weniger um die Vorteile, sondern vielmehr um Datenschutzbedenken geführt wird.
"Fortschritt für Senioren"
Auch die ÖVP-Seniorensprecherin und stellvertretende Obfrau des Seniorenbundes, Gertrude Aubauer begrüßte am Montag den ELGA-Start. "Wenn ELGA funktioniert, dann stellt dies einen großen Fortschritt gerade für Seniorinnen und Senioren dar. Damit müssen nicht immer alle Befunde von einem Arzt zum anderen mitgenommen werden, sondern die Daten 'wandern' sozusagen auf elektronischem Wege mit." Auch sie hofft, dass damit die Doppelbefundungen der Vergangenheit angehören. Bedauerlich findet es die ÖVP-Seniorensprecherin jedoch, dass sich die E-Medikation verzögere. Sie wünscht sich die Umsetzung des elektronischen Rezepts und eine freiwillige Speicherung von Notfalldaten und eines elektronischen Impfpasses.
Kritik
FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein hält ELGA hingegen für eine "sauteure Augenauswischerei, die weder den Ärzten noch den Patienten irgendetwas Positives bringen wird." Die Frage der Datensicherheit ist für die Vorsitzende des parlamentarischen Gesundheitsausschusses nach wie vor nicht geklärt. "In Wahrheit geht es nur darum, Gesundheitsdaten abzuschöpfen." Dass diese Daten auch in falsche Hände gelangen können, ist für sie "fix". Für die medizinische Versorgung bringt ELGA nach Ansicht von Belakowitsch-Jenewein hingegen "rein gar nichts: Bestehende Befunde werden ohnehin nicht eingespeist und Patienten können theoretisch auch Befunde herausnehmen." (APA, 7.12.2015)