Teheran – Die Veröffentlichung eines Interviews mit dem ehemaligen Reformpräsidenten Mohammad Khatami könnte für die iranische Traditionszeitung "Etelaat" juristische Konsequenzen haben. Auf dem Webportal der Justizbehörde hieß es am Dienstag, gegen den Herausgeber Mahmoud Doaei würden rechtliche Schritte eingeleitet werden. Eine Bestätigung der Justiz selbst lag zunächst nicht vor.

"Etelaat", eine der ältesten und renommiertesten Tageszeitungen im Iran, hatte vergangene Woche das Khatami-Interview einer arabischen Zeitung veröffentlicht. Khatami war zwischen 1997 und 2005 Präsident und danach Chefideologe der iranischen Reformer. Er steht auf einer Schwarzen Liste der Justiz, seit er den Vorwurf erhoben hatte, bei der Wiederwahl seines Nachfolgers Mahmoud Ahmadinejad zum Präsidenten 2009 habe es Manipulationen gegeben.

Seitdem dürfen die Medien im Iran über den nach Meinung von Beobachtern beliebtesten iranischen Präsidenten weder berichten noch seine Bilder veröffentlichen. Auch der aktuelle Präsident Hassan Rohani gehört zu den Vertrauten Khatamis und war sein Atomchefunterhändler. Rohani hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass Khatami sein politischer Mentor sei. Laut Beobachtern war Khatamis Unterstützung einer der Hauptgründe für Rohanis Wahlsieg 2013. (APA, 8.12.2015)