London – Die Familie des Messer-Angreifers in der Londoner U-Bahn hat die Polizei nach eigenen Angaben vor der Tat wegen des labilen Geisteszustands des 29-Jährigen gewarnt. Ein Bruder von Muhaydin Mire sagte dem Fernsehsender Channel 4 News, die Polizei habe daraufhin am 22. Oktober nach ihm gesehen. Doch auch die Gemeindebehörde habe nicht helfen können, berichtete Mohamed Mire.

Die Behörden seien der Auffassung gewesen, dass Muhaydin keine Gefahr für sich selbst oder andere Menschen darstelle. Muhaydin wurde nach Angaben seines Bruders 2007 wegen Paranoia behandelt und war drei Monate im Krankenhaus. Nach seiner Entlassung sei es ihm besser gegangen, und er habe für eine Taxifirma gearbeitet. Doch im August habe sich sein Zustand wieder verschlechtert. Nächtelang habe er von Dämonen und anderen Erscheinungen geredet, berichtete Mohammed Mire.

Schwer verletzt

Nach Rücksprache mit seiner in Somalia lebenden Mutter sei beschlossen worden, dass Muhaydin, der im Alter von zwölf Jahren nach Großbritannien kam, das Land verlassen solle. Die Tickets für den Abflug am Sonntag habe er bereits gebucht, berichtete der Bruder. Muhaydin Mire hatte am Samstagabend im U-Bahnhof Leytonstone im Osten der britischen Hauptstadt auf zwei Menschen eingestochen und einen Mann schwer verletzt. Die Polizei stuft die Tat als "Terrorakt" ein und untersucht derzeit noch, ob der Mann allein handelte.

Der Vorfall ereignete sich zwei Tage nach den ersten britischen Luftangriffen gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Der Sender Sky News berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, der Angreifer habe offenbar gerufen: "Das hier ist für Syrien." Die Polizei konnte dies nicht bestätigen. Auch auf Amateuraufnahmen von dem Vorfall sind die Worte nicht zu hören.

Ein Sprecher von Scotland Yard bestätigte, dass ein Familienmitglied "etwa drei Wochen vor dem Vorfall" Kontakt zur Polizei aufnahm. Von einer "Radikalisierung" des Verdächtigen sei dabei keine Rede gewesen, nur von gesundheitlichen Problemen. Deshalb sei die Familie an die Gesundheitsdienste verwiesen worden. (APA, 8.12.2015)