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Darf in der Ausstellung natürlich auch nicht fehlen: Oberschurke Darth Vader.

Foto: Reuters

STANDARD: Inwieweit ist "Star Wars" Kulturgeschichte?

Laela French: Star Wars ist ein sehr bedeutender Teil unserer Kultur. Die Ikonografie von Star Wars findet man an allen Ecken und Enden, von der Politkarikatur in der Zeitung bis hin zu Graffiti auf Hausmauern in den Vorstädten. Star Wars ist überall. Das Lucas Museum of Narrative Art soll diese Entwicklungen der Populärkultur erforschen und veranschaulichen.

STANDARD: Das Museum wird erst gebaut.

French: So ist es. Es soll 2020 in Chicago eröffnet werden. Wichtig ist es mir diesbezüglich zu erwähnen, dass das Museum, das übrigens vom Architektenstudio Mad entworfen wird, kein reines Star Wars-Museum ist. Es soll ein Haus werden, das sich neben Illustration, digitaler Kunst, Mode, Animation, Filmdesign- und Filmgeschichte vor allem der Kunst des Erzählens widmet.

Owen Lars' Zephyr-G Düsenschlitten (Swoop Bike) und Anakin Skywalker.
Foto: © & TM 2015 Lucasfilm Ltd. All rights reserved. Used Under Authorization.

STANDARD: Erzählen Sie uns von der Formensprache, vom Design von "Star Wars". Was macht diese Figuren und Objekte so speziell?

French: Die Gestaltung des Star Wars-Kosmos bezieht sich auf unglaublich viele Orte und Kulturen. Die Bilder, die wir sehen, schaffen es, gleichzeitig etwas Vertrautes und ebenso Neues zu vermitteln. Das macht sie glaubhaft. Und das Design der Raumschiffe und der exotischen Kreaturen bewerkstelligt es, dass wir uns fühlen können, als würden wir tatsächlich in eine fremde Galaxie entführt.

STANDARD: Alles gut und recht, aber "Star Wars" wurde zu einem über Jahrzehnte anhaltenden Phänomen, da geht es nicht nur um das Design von ein paar schrägen Vögeln und Raumschiffen.

French: Ich glaube, das Besondere an Star Wars ist die Tatsache, dass George Lucas die Geschichte stark in einer Mythologie mit all ihren Heldenfiguren verwurzelt hat. Diese Mythologie dann auch noch in eine ferne Galaxie zu versetzen ist das nächste Erfolgsgeheimnis. Und da landen wir wieder beim Design, es wirkt einfach sehr echt und lebendig. Es wäre ein Fehler gewesen, diese Welt zu glänzend, glatt und funkelnd zu gestalten. Was das Phänomen noch verstärkt, ist die Tatsache, dass es George Lucas immer wieder gelang, die Qualität von visuellen Effekten auf ein neues, nie da gewesenes Niveau zu heben.

In Jabbas Palast: Han Solo in Karbonit & Leia als Sklavin.
Foto:© & TM 2015 Lucasfilm Ltd. All rights reserved. Used Under Authorization.

STANDARD: Und dennoch ist es erstaunlich, dass "Star Wars" auch viele Menschen mögen, die ansonsten eher wenig mit Science-Fiction anfangen können.

French: Star Wars ist keine Science-Fiction. Die Geschichte findet in einem futuristischen Setting statt, aber sie geschah vor langer Zeit, in einer weit entfernten Galaxie. Wie gesagt, es handelt sich um Mythologie. Die Geschichte beflügelt unsere Fantasie und hilft uns auch, die Welt um uns herum besser zu verstehen. Es ist dasselbe wie bei Herkules, Robin Hood oder Cinderella.

STANDARD: Welche Filme haben mehr Kultstatus, die älteren oder eher die neueren?

French: Ich denke, die Antwort auf diese Frage hängt bei vielen, so auch bei mir, davon ab, welche man als Kind zuerst gesehen hat. Das sind in der Regel jene Episoden, die einem am stärksten ans Herz gewachsen sind.

Yoda
Foto: © & TM 2015 Lucasfilm Ltd. All rights reserved. Used Under Authorization.

STANDARD: Sie erinnern sich also an den Moment, als sie zum ersten Mal nach einem "Star Wars"-Film aus dem Kino kamen?

French: Natürlich, das war 1977 in Hollywood. Ich war total hin und weg. Von der Minute an, als der mächtige Sternenzerstörer über meinen Kopf hinwegflog, war ich süchtig.

STANDARD: Wer ist Ihre Lieblingsfigur aus der "Star Wars"-Reihe?

French: Das ist Han Solo, ich liebe diese Revolverhelden-Outsider-Figur mit ihrem dreisten, aber guten Herzen. Und natürlich Yoda, weil er weise und schräg zugleich ist. Ich glaube, wir sollten alle danach trachten, wie Yoda zu sein.

STANDARD: Und wie steht es mit dem kleinen Roboter namens R2-D2? Stimmt es, dass in ihm ein kleinwüchsiger Mensch gesteckt ist?

French: Ja, das ist wahr, Kenny Baker. R2-D2 ist also ein Kostüm.

STANDARD: In der Ausstellung "Identities" kann der Besucher auch seinen eigenen "Star Wars"-Charakter ermitteln. Welcher kam denn bei Ihnen heraus?

French: Jedes Mal ein anderer.

STANDARD: Für Millionen Menschen klingt Ihre Arbeit nach einem wahren Traumjob. Ist er das?

French: Oh ja. Vor allem wenn ich rund um den Globus unterwegs bin und sehe, wie unglaublich viel Star Wars den Menschen bedeutet, weiß ich, wie großartig mein Job ist. Unsere "Identities"-Ausstellung, die nun bei Ihnen in Wien Station macht, haben bisher mehr als 1,2 Millionen Menschen gesehen. Und bei meinen Kids und deren Freunden bin ich sowieso eine richtig coole "Rockstar-Mama".

STANDARD: Wie sieht Ihr Alltag im Archiv auf der "Skywalker"-Ranch in Kalifornien aus?

French: Also ich laufe nicht mit einem Laserschwert durch die Gegend, wenn Sie das annehmen. Mein Job ist ziemlich typisch, er ähnelt anderen Museumsjobs. Ich beantworte jede Menge E-Mails bezüglich Ausstellungen, es gibt Recherchearbeiten für das Archiv zu erledigen, die Sammlung muss betreut und erweitert werden.

STANDARD: Wie kann man sich das Archiv vorstellen?

French: Auch hier gibt es viele Parallelen zu anderen Archiven, mit der Ausnahme, dass sich in unserem der Todesstern, der Millennium-Falke, unzählige Kostüme, Lichtschwerter und Originalentwürfe sowie Konzepte befinden.

STANDARD: Erzählen Sie uns, was es für ein Gefühl ist, Darth Vaders Originalhelm in Händen zu halten.

French: Wenn Sie mit Kunst arbeiten, denken Sie daran, sorgfältig mit ihren Objekten umzugehen. Wir tragen Handschuhe und bewegen uns vorsichtig, so wie es Menschen in anderen Archiven mit ihren Objekten tun. Wir begegnen der Sammlung als Archivare, nicht als Fans. Wie cool das alles ist, daran erinnern uns die Leute draußen, wenn wir ihnen erzählen, was unser Job ist.

Darth Vader
Foto: © & TM 2015 Lucasfilm Ltd. All rights reserved. Used Under Authorization.

STANDARD: Ab 18. Dezember sind mehr als 200 Originalobjekte auch im Wiener Museum für angewandte Kunst zu sehen. Welche Stücke vermissen Sie am meisten?

French: Nun, die Sehnsucht hält sich in Grenzen, ich sehe sie bei den Ausstellungsvernissagen und begegne ihnen dort wie alten Freunden. Am meisten freue ich mich über ein Wiedersehen mit dem Falken, dem Raumschiff von Han Solo und den Modellen von Boba Fetts Raumschiff Slave 1. (Michael Hausenblas, RONDO, 18.12.2015)