Shpok von Katharina Klausberger und Armin Strbac ...

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... war das bisher beste Projekt von Oliver Holle, ...

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... der auch noch Wikifolio im Portfolio hält.

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Bei Runtastic war Speedinvest nicht dabei.

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Wien – Es tut sich was in der heimischen Start-up-Szene. Spätestens seit die Gründer und Investoren der Lauf-App Runtastic sowie der Flohmarkt-App Shpock bei ihrem Ausstieg mehr als beziehungsweise knapp 200 Millionen Euro erlösten, sehen sich Anleger vermehrt nach finanzhungrigen Jungunternehmen um. Nullzinsen tragen das Übrige dazu bei, um Kapital in Veranlagungen mit höheren Renditechancen zu lenken.

Und: Neben Vermögenden wie Hans Peter Haselsteiner, den Dichands oder Dietrich Mateschitz pumpen zusehends Konzerne Kapital in Start-ups, um an den Innovationen teilzuhaben. Was der Branche zusätzlichen Anschub verleiht: Erfolgreiche Jungunternehmer wie die Shpock-Gründer Katharina Klausberger und Armin Strbac oder eben die Runtastic-Vorläufer stecken ihre verdienten Millionen in neue Start-ups.

Fonds geschlossen

Jüngstes Zeichen des Aufschwungs: Der in Österreich und Zentraleuropa führende Venture-Kapital-Geber Speedinvest hat eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen. Der Fonds Speedinvest II, der schon im März 58 Millionen Euro für Investments eingesammelt hatte, stockte gerade auf 90 Millionen auf. Pro Jahr sollen damit zehn bis 15 Neuinvestments mit einer Durchschnittssumme von 500.000 Euro getätigt werden. Wozu Speedinvest nun aber zusätzlich in der Lage sei, wie Gründer Oliver Holle erläutert: die Finanzierungslücke der Start-ups in späteren Phasen zu schließen. Ohne diese Möglichkeit bestehe die Tendenz, die Beteiligungen früh wieder abzustoßen. Nun stehen für die Weiterfinanzierung nach der Frühphase bis zu drei Millionen Euro je Projekt bereit.

Sollte noch mehr Kapital vonnöten sein, hat man sich mit New Enterprise Associates (NEA) den weltweit größten Venture-Fonds ins Boot geholt, der unter anderem am Taxidienst Uber oder am Datenspeicherer Salesforce beteiligt ist. Fünf Millionen Euro hat NEA in Speedinvest gesteckt und zudem 50 Millionen für das weitere Wachstum des Portfolios reserviert. "Das ist ideal, um eine Firma richtig groß zu machen", erläutert Holle. Da könne es dann schon um zehn bis 15 Millionen an Kapital pro Projekt gehen.

Starker Mittelbau

Was für Holle bei Speedinvest untypisch ist: Zwar hatte man mit Shpock einen echten Star im Beteiligungskorb, allerdings gebe es – neben den Halbflops – einen starken Mittelbau an Investments. Es müsse nicht immer einer Verdreißigfachung der Veranlagung sein wie im Falle Runtastic. Dass den zwölf Partnern die Projekte ausgehen, glaubt Holle nicht. Vielmehr haben sich die Ideen, die bei Speedinvest zwecks Finanzierung eingereicht werden, in den letzten Jahren verdoppelt. 50 bis 70 Start-ups präsentieren sich pro Woche, erzählt Holle. "Drei Viertel muss man sofort aussortieren."

Warum in Österreich nur Speedinvest in der europäischen Liga mitspielt, hängt laut Holle mit dem "untypischen" Konzept zusammen. Die meisten Partner wie Daniel Keiper-Knorr oder Stefan Klestil haben selbst Unternehmen gegründet und stellen ihre Arbeitskraft den jungen Firmen zur Verfügung, bei denen sie "nicht nur im Aufsichtsrat sitzen, sondern ganz operativ mitarbeiten". Der eine fungiert als Verkäufer, der andere kümmert sich um die Finanzierung. "Work for Equity", also Arbeit für Kapitalanteile, nennt das Holle. Abgerechnet wird beim Verkauf. 25 Prozent der Erlöse gehen an die Partner. "Dafür zahlt das Start-up jahrelange keinen Cent für die von uns erbrachte Arbeit", sagt Holle, der mit dem Verkauf von 3United selbst Millionen machte.

Von Drohnen bis Maps

Er hat seine Fühler schon länger über Österreichs Grenzen hinaus ausgestreckt. Von 14 Projekten, in die Speedinvest heuer investierte, befinden sich neun jenseits der Grenzen. Das holländisch-bulgarische Unternehmen Dronamics baut Drohnen für die Logistik, das ungarische Start-up Enbritely ist auf Erfolgsmessung von Onlinewerbung spezialisiert, in Österreich kümmert sich Bikemap um die Radfahrer-Community, und gemeinsam mit der ÖBB entwickelt man das Reise- und Buchungsportal iMobility.

Trotz des jüngsten Kapitalzuflusses räumt Holle ein, dass Venture-Capital in Österreich nach wie vor viel Luft nach oben habe. Die Dachorganisation AVCO hat in ihrem Jahresbericht 2014 auf den jahrelangen Rückgang der ohnehin bescheidenen Finanzierungen in diesem Bereich verwiesen. Der Speedinvest-Gründer sieht das geringe Engagement von Banken, Versicherungen oder Pensionskassen als Mitgrund. Auch bei der aktuellen Runde stammen die Gelder von privaten Investoren und nicht von institutionellen. In den USA sei das anders, dort sind die Fonds groß im Start-up-Business engagiert. In Europa werde die Hälfte des Wagniskapitals vom European Investment Fund aufgebracht und sei somit "teilverstaatlicht". (Andreas Schnauder, 9.12.2015)