Kabul – Bei dem Überfall der radikal-islamischen Taliban auf den zweitgrößten Flughafen Afghanistans in Kandahar sind nach offiziellen Angaben 61 Menschen getötet worden, darunter alle elf Angreifer. Weitere 35 Menschen seien verletzt worden, teilte das Verteidigungsministerium am Donnerstag mit.

Der Angriff dauerte mehr als 27 Stunden. Ein letzter Taliban kämpfte bis in den späteren Mittwochabend hinein (Ortszeit) gegen Sicherheitskräfte.

"Unter den Todesopfern waren 38 Zivilisten, zehn Soldaten und zwei Polizisten", sagte Ministeriumssprecher Daulat Wasiri am Morgen der Deutschen Presse-Agentur. Auf dem Flughafen stationierte Soldaten berichteten, auch Frauen und Kinder seien ums Leben gekommen. Die Kämpfe ereigneten sich vor allem in einem Wohnareal für Angehörige der afghanischen Streitkräfte.

Der Flughafen gilt als gut gesichert. Wie die Angreifer eindrangen, soll nun laut dem Flughafenkommandanten eine Untersuchungskommission klären.

Weitere Kämpfe drohen

Ausländische Truppen waren von der Attacke nicht betroffen. Am Flughafen sind etwa 2.000 internationale Soldaten stationiert, etwa aus Rumänien, Belgien und Georgien. Außerdem leben dort etwa 5.000 Vertragskräfte.

Weitere Kämpfe drohten am Donnerstag in der südafghanischen Provinz Helmand. Dort hatten Taliban am Mittwoch den Distrikt Khanischin unter Kontrolle gebracht. Spezialkräfte sollen ihn zurückerobern, wie ein Polizeisprecher sagte. Helmand und Kandahar sind Hochburgen der Extremisten und heftig umkämpft.

Präsident Ashraf Ghani drängte am Mittwoch bei einer Afghanistan-Konferenz in Pakistan "alle Taliban, mit der afghanischen Regierung Friedensgespräche aufzunehmen". Er traf sich auch mit Vertretern der USA, Chinas und Pakistans, um zu diskutieren, wie die Extremisten an den Verhandlungstisch gebracht werden können.

Die neue Gewalt könnte auf Gerüchte zurückgehen, wonach Taliban-Anführer Mullah Akhtar Mansour bei einer Taliban-internen Schießerei vor einer Woche schwer verletzt worden sein soll. Die Taliban dementierten das. Sicherheitsberater hatten Anschläge der Extremisten befürchtet, die beweisen sollten, dass sie nicht geschwächt sind. (APA, 10.12.2015)