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Thomas Zach, ORF-Stiftungsrat und Sprecher des bürgerlichen Freundeskreises.

Foto: APA/Neubauer

Wien – Ungewohnt früh kündigte ORF-General Alexander Wrabetz am Mittwoch an, dass er am 9. August 2016 noch einmal zur Generalswahl antritt. Thomas Zach, Sprecher des bürgerlichen Freundeskreises, zeigt sich auf Anfrage des STANDARD vom Antreten "nicht überrascht". Aber: Die frühe Ankündigung "erhöht den Erwartungsdruck" auf Wrabetz, sagte er.

Wer ORF-Wahlen kennt, könnte nun an Erwartungen in die Besetzung von ORF-Direktionen und ihre Kompetenzen, an Chefredakteure, Ressortleiter und andere Wünsche denken, die solche Bestellungen stets begleitet haben. Zach hat schon im Frühjahr einen zentralen Infodirektor als Chef der Chefredakteure abgelehnt, vorige Woche hat auch Wrabetz von just diesem Plan wieder zurückgerudert.

"Bewerbung in Überlänge"

Welche Erwartungen meint Zach nun? Der Sprecher der derzeit nummerisch größten Fraktion im Stiftungsrat, wo das Gesetz Fraktionen eigentlich verbietet, sagt auf diese Frage: "Nicht die Länge des Wahlkampfs entscheidet, Wrabetz hat da eine Bewerbung in Überlänge abgegeben, sondern die Qualität der Arbeit."

Nun arbeitet Wrabetz schon eine ganze Weile an seiner Wiederkandidatur und bearbeitet Stiftungsräte, die er für sich gewinnen möchte. Welche Arbeit nennt Zach da? "Die längst überfällige Ö1-Reform", zudem "die Standortfrage", also Sanierung des ORF-Zentrums und Neubau auf dem Küniglberg, und zum dritten die "Einführung des Frühfernsehens", geplant für Ende März 2016, gerade rechtzeitig, um möglichst viele Landeshauptleute und ORF-Stiftungsräte der Bundesländer freundlich zu stimmen.

Fenninger: "Richtiger Schritt"

Der Leiter des SPÖ-"Freundeskreises", Erich Fenninger, sprach von einem "richtigen Schritt, nachvollziehbar und logisch". Es sei "nicht überraschend, dass der Generaldirektor seine Kandidatur für eine dritte Amtsperiode bekannt gibt", so Fenninger. "Die Entwicklung des ORF ist im europäischen Vergleich beeindruckend, wenn man es in nackten Zahlen misst. Kein anderer öffentlich-rechtlicher Sender ist in den Kategorien Fernsehen, Radio und Online die Nummer eins."

Darüber hinaus habe der ORF den Song Contest gut über die Bühne gebracht, dafür einen Preis für Umwelt-Nachhaltigkeit gewonnen und beim Song Contest-Budget deutlich unter Plan abgeschlossen. Wichtig ist Fenninger auch der Umstand, dass die soziale Ausrichtung des ORF unter Wrabetz weiter ausgebaut wurde. Eine Wahlempfehlung will der SPÖ-Stiftungsrat allerdings noch nicht abgeben. "Für Entscheidungen ist es noch zu früh. Wir müssen abwarten, wer aller als Kandidat zur Verfügung steht." (red/APA, 9.12.2015)