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Für Österreichs Schweine hat sich an der Zukunft aufgrund des Russland-Embargos nicht viel geändert. Anstatt für Russland werden sie für den asiatischen Markt geschlachtet.

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Für die österreichischen Landwirte sind die finanziellen Schäden durch Exportverluste nach Russland überschaubar. Zwar war die Russische Föderation bis 2014 – dem Beginn des Embargos – ein wichtiger Exportmarkt, in den im Jahr 2013 noch Schweinefleisch und Käse im Wert von rund einer Milliarde Euro exportiert wurde. "Der Wegfall ist nicht leicht zu kompensieren, jedoch wurden die Mengen in andere Märkten umgeleitet", erklärt Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage, eingebracht vom FPÖ-Abgeordneten Walter Rauch und Leopold Steinbichler vom Team Stronach.

Agrarexporte ausgeweitet

So haben die Agrar- und Lebensmittelexporte im Vorjahr um 2,4 Prozent auf etwa 9,75 Milliarden Euro und im ersten Halbjahr 2015 um 2,9 Prozent auf knapp fünf Milliarden Euro zugenommen. Die Zuwächse gingen vor allem auf das Konto der Märkte in Asien, insbesondere Südkoreas und Japans. Da war es vor allem Schweinefleisch, das stärker nachgefragt wurde: Nach einem Minus von 22 Millionen Euro nach Russland von 2013 auf 2014 kam es zu einem Plus von 47 Millionen Euro.

Dennoch ist die Einkommenssituation der Bauern angespannt, heißt es im Landwirtschaftsministerium. Da Russland als Abnehmer für viele EU-Staaten ausfällt, ist die Preissituation bei Milch und Schweinefleisch noch angespannter, als sie es durch die Überproduktion innerhalb der EU ohnehin ist.

Geringe Einkommen

Denn die Einkommenssituation der Bauern ist alles andere als rosig, stellt der im November vorgestellte "Grüne Bericht" des Landwirtschaftsministeriums fest, der jedes Jahr ein Bild vom Zustand der heimischen Landwirtschaft zeichnet. Demnach sind die landwirtschaftlichen Einkommen wieder gesunken. "Unter Abzug der öffentlichen Gelder und abzüglich des Sozialversicherungsbeitrages erwirtschaftet ein landwirtschaftlicher Betrieb in Österreich im Durchschnitt gerade einmal 2.700 Euro pro Jahr aus seiner agrarischen Produktion", schreibt der grüne Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber in einer Aussendung.

Seit November 2014 gibt es keine Fleischexporte mehr nach Russland; die Exporte von Milch, Milchprodukten, Eiern und Honig halbierten sich von 13,8 Millionen Euro im Jahr 2013 (davon 10,4 Millionen Euro für Käse) auf 6,9 Millionen im Jahr 2014. Ab August 2014 gab es keine Russland-Exporte von Butter und Käse mehr, geht aus der Anfragebeantwortung hervor. Auch die Obstexporte – hier vor allem Äpfel – gingen stark zurück, und zwar um 81 Prozent auf rund 300.000 Euro (Jänner bis November 2014). In diesem Segment sollen neue Märkte in Fernost und dem arabischen Raum angegangen werden.

Diskussion über Exportorientierung

Ob eine Exportorientierung in der Landwirtschaft grundsätzlich anzustreben ist, wird auch in der Branche nicht eindeutig gesehen. Exportorientierung schade nämlich einer kleinbäuerlichen Struktur, leiste Massentierhaltung und Extensivbewirtschaftung der Böden Vorschub, so die Kritiker.

Österreichs Agrarpolitiker sehen das anders. Exporte sollen forciert werden – unter anderem, weil nur so die schwache Einkommenssituation der Bauern aufgefangen werden kann, wird argumentiert. In den Plan "Exportinitiative neu"soll unter anderem das Außenhandelsnetz der Wirtschaftskammer eingespannt werden.

Unterstützung durch Staat und EU

Als direkte Unterstützungsmaßnahme wurden an die Erzeuger von Obst und Gemüse 312.250,97 Euro ausgezahlt. Die private Lagerhaltung für Butter, Magermilchpulver, Käse und Schweinefleisch wurde kurzfristig wieder eingeführt. Wegen des Preisverfalls werden sieben Millionen Euro an Milch- und Schweinebauern ausgezahlt. Diese Mittel sollen bis Mitte nächsten Jahres aus Geldern des Landwirtschaftsministeriums aufgedoppelt werden. (Johanna Ruzicka, 9.12.2015)