Nach Lehman-Pleite und Finanzkrise wurden jahrelang die Regulierungsbehörden für das größte Risiko des Bankensystems gehalten. Die Bedenken über eine mögliche Überregulierung werden jetzt von den Sorgen über das Ausbleiben des globalen Wirtschaftsaufschwungs als gravierendstes Risiko für Banken abgelöst, geht aus der aktuellen weltweiten Umfrage "Banking Banana Skins 2015" hervor.

Sorgen über das makroökonomische Umfeld liegen an erster Stelle von 24 potenziellen Risiken für Banken. Die Überregulierung wurde von ihrem Spitzenplatz auf Rang drei verdrängt. Deutlich nach vorne gerückt – vom neunten auf den zweiten Platz – ist die zunehmende Angst vor Cyber-Kriminalität.

"Kulturwandel"

Der globale Wirtschaftsaufschwung könnte ausbleiben und das nach wie vor fragile Bankensystem schädigen, so das Ergebnis der Studie, die das Centre for the Study of Financial Innovation (CSFI) und der Berater PwC gemeinsam durchgeführt haben. Ausgewertet wurden die Antworten von über 670 Bankfachkräften, Vertretern der Regulierungsbehörden und Beobachtern des Bankensektors in 52 Ländern.

Rasch nimmt demnach auch die Sorge wegen der Geschäftspraktiken der Banken (von Platz 16 auf Platz 8) zu. Dahinter stehe das Gefühl, die Banken würden trotz des starken regulatorischen Drucks und der hohen Geldstrafen keinen ausreichenden "Kulturwandel" in ihren Geschäftspraktiken schaffen, heißt es.

Auch Schwellenmärkte (von Platz 17 auf Platz 15) werden zunehmend als Risiken wahrgenommen. Hier konzentrieren sich die Ängste auf die Wachstumsaussichten Chinas und die Auswirkungen der schwachen Rohstoffpreise auf eine Reihe von Produzentenländern.

Sorge vor Schattenbankwesen

Vermehrte Sorge bereitet auch das Schattenbankwesen (von Platz 20 auf Platz 16) und der unregulierten Parafinanzsektor, der sich aufgrund der Überregulierung der traditionellen Anbieter offenbar massiv ausbreitet.

Dagegen wird das Risiko politischer Einflussnahmen auf das Bankwesen offenbar in diesem Jahr geringer eingeschätzt (Rückgang von Platz 2 im Vorjahr auf Platz 5).

Besonders besorgniserregend ist der Aufstieg der Social Media (von Platz 19 auf Platz 11) mit ihren Möglichkeiten, die Reputation von Banken mit oder ohne Grund zu schädigen.

Dagegen haben Befürchtungen im Zusammenhang mit Kapitalverfügbarkeit, Liquidität und exotischen Produkten im Bankensystem deutlich abgenommen.

(S E R V I C E: Die Studie "Banking Banana Skins 2015" ist im Internet unter www.pwc.at/bananaskins verfügbar)