Berlin – Amnesty International hat die internationale Staatengemeinschaft aufgefordert, bis Ende kommenden Jahres 400.000 besonders schutzbedürftige Syrier aus der Nahost-Region aufzunehmen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk habe insgesamt einen Bedarf für die Aufnahme von zwei Millionen Menschen in sicheren Staaten innerhalb von zwei Jahren genannt.

Das sagte Amnesty-Flüchtlingsexpertin Khairunissa Dhala am Mittwoch in Berlin. Die Zahl 400.000 betreffe besonders schutzbedürftige Flüchtlinge, darunter Frauen, Kranke und Kinder. Amnesty-Generalsekretärin Selmin Caliskan lobte zwar besonders Deutschland für die große Aufnahmebereitschaft, kritisierte aber, dass die EU sich zunehmend gegen Flüchtlinge abschotte.

"Humanitäre Katastrophe" befürchtet

Auch die Nachbarstaaten Syriens wie Jordanien oder der Libanon würden einen immer restriktiveren Kurs gegenüber Flüchtlingen verfolgen. Täglich kehrten deshalb aus Jordanien im Schnitt mehr als 100 Syrer trotz des Krieges in ihr Land zurück, sagte Dhala.

Vor diesem Hintergrund warnte AI vor einer "humanitären Katastrohe" für 12.000 syrische Flüchtlinge an der Grenze zu Jordanien. Die Menschen seien bei teilweise eisiger Kälte im Niemandsland gestrandet, nachdem Jordanien ihnen die Einreise verweigert habe. Die Menschenrechtsorganisation rief Jordanien am Mittwoch zur sofortigen Hilfe auf.

Unter den Gestrandeten seien Kranke, Schwangere und Kinder, hieß es. Angesichts des andauernden Bürgerkrieges in Syrien sei es entscheidend, dass Jordanien und die anderen Nachbarländer ihre Grenzen offenhielten. Indem die Regierung in Amman die Aufnahme verweigere, provoziere sie eine menschliche Katastrophe vor ihrer Haustür. (APA/Reuters, 9.10.2015)