Karl Merkatz (Siegfried Goldberg) und Wainde Wane (Benedikt Thaler) in "Kleine große Stimme".

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In einem Landgasthaus im tiefen Österreich aufwachsen, wo einen jeder vor allem wegen der dunkleren Hautfarbe ablehnt: Das sind harte Voraussetzungen für einen Zehnjährigen. Die Mutter ist tot, der Vater unbekannt, der Großvater gemein, und die Großmutter schweigt. Der kleine Benedikt aber macht das Beste daraus. Denn er hat eine engelsgleiche Gesangstimme und einen Plan: Er will zu den Wiener Sängerknaben und mit ihnen nach Amerika, denn dort vermutet er seinen Vater.

In Wolfgang Murnbergers Kleine große Stimme spielt Wainde Wane mit großer Begabung den ebenso begabten Benedikt. Auch wenn der Film hin und wieder dahinträllernd in eine echte Schmonzette rutscht, ist er auch ein solider Feiertagsfamilienfilm. Da sah man Dienstagabend in ORF 2 das berührende Spiel von Margarethe Tiesel als Oma, Erwin Steinhauers gesetzten Direktor und Karl Merkatz und David Rott als Vater und Sohn Goldberg, die den Holocaust überlebten und sich liebevoll um den Buben kümmern.

Da wurde auch zwischen lieblichen Liedern ungeschönt Österreich als jener Herd gezeigt, auf dem in alten grindigen Töpfen Antisemitismus und Rassismus vor sich hin köcheln. Manchmal schwappen sie über und vermischen sich zu einer stinkenden klebrigen eingebrannten Kruste, etwa als Vater Goldberg mit Benedikt seine arisierte Wohnung aufsucht und der neue Bewohner seine Maske fallen lässt.

"Es muss aufhören", sagt der wiedergefundene Vater und US-Besatzungsoldat (Tyron Ricketts) über den Hass und klopft sich aufs Herz, "der Krieg ist vorbei". Ja, es muss aufhören. Aber zum Glück spielt der Film 1955. Und für Benedikt hat er ein Happy End. (Colette M. Schmidt, 9.12.2015)