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Guy Parmelin verstärkt die SVP auf der Schweizer Ministerbank.

Foto: APA/AFP/POOL/PETER KLAUNZER

Bis vor wenigen Wochen war Guy Parmelin bloß einer von über 50 Abgeordneten der rechtspopulistischen SVP im Nationalrat in Bern – doch nun gehört er als neugewählter Bundesrat zur siebenköpfigen Schweizer Regierung. Zwölf Jahre saß er im Parlament und beackerte daneben seinen Bauernhof in Bursins im Weinbaugebiet La Côte am Genfersee.

Auf 30 Hektar baut Parmelin Getreide und Wein an, hier ist er verwurzelt: im französischsprachigen Kanton Waadt, der sich in den vergangenen 20 Jahren wie kaum ein anderer gewandelt hat – von einer bäuerlich-ländlichen Region zu einem der am stärksten wachsenden Wirtschaftsgebiete der Schweiz.

Französisch spricht Parmelin auch heute noch am liebsten, auf Deutsch kann er sich gut verständigen. Doch als er in einem Hearing eine Frage auf Englisch beantworten sollte, antwortete er holprig: "I can English understand, but je préfère répondre en français pour être plus précis." Er ziehe Französisch vor, da er sich darin präziser ausdrücken könne.

Weltläufigkeit ist dem 56-jährigen Politiker also fremd; große politische Visionen hat er nicht entwickelt. Er gilt als Mann mit Bodenhaftung, als umgänglicher Kollege mit der Fähigkeit, auch über die Parteigrenzen hinweg Kompromisse zu schmieden. Das verbissene Freund-Feind-Denken, das viele andere SVP-Exponenten kennzeichnet, ist nicht Parmelins Sache – wohl auch, weil er die Ochsentour hinter sich hat: politische Ämter in der Gemeinde Bursins, im Kanton Waadt und in der kantonalen Sektion der SVP, die in den vergangenen Jahren auch in der Suisse romande Fuß fassen konnte und nun erstmals mit einem Westschweizer in der Regierung vertreten ist.

Diese konziliante Art könnte ihm und dem Bundesrat zugutekommen. Es wird sich zeigen, ob der unauffällige Politiker der Aufgabe gewachsen sein wird, mit einer stärkeren Einbindung der SVP im Bundesrat die politische Lage in der Schweiz zu entspannen. Parmelin ist mehrheitlich auf SVP-Kurs, skeptisch gegenüber Europa und der Zuwanderung; hier sind im Bundesrat weitere Auseinandersetzungen programmiert.

Guy Parmelin ist kinderlos verheiratet, hört gerne klassische Musik und mag Comics. Und er ist Unterstützer und Fan des Fußballklubs Lausanne-Sport: Auch dieser strebt nach Höherem, er steht an der Spitze der zweithöchsten Schweizer Fußballliga und möchte endlich wieder zurück in die oberste Spielklasse. (Klaus Bonanomi, 9.12.2015)