Wien – Eine Baustelle weniger: Rapid hat sich mit dem derzeit verletzten Torhüter Jan Novota auf eine weitere Zusammenarbeit bis Sommer 2018 geeinigt. Der Vertrag des slowakischen Teamgoalies wäre nach der Saison ausgelaufen. "Wir waren uns mit Jan bereits vor seiner bedauerlichen Verletzung grundsätzlich einig, wir stehen natürlich zu unserem Wort und konnten am Mittwoch die letzten Formalitäten erledigen", sagt Sportdirektor Andreas Müller.
Trotz einer langen Verletztenliste verzichtet Müller wohl auf Neuverpflichtungen in der Wintertransferzeit und vertraut auf den aktuellen Kader. In Abwesenheit von Novota genießt Richard Strebinger das Vertrauen, obwohl der frühere Bremen-Legionär in den vergangenen Wochen nicht immer sicher wirkte. "Er ist ein Tormann für die Zukunft bei Rapid", so Müller.
Die Fehler des 22-Jährigen seien nicht Ausdruck mangelnder Qualität, sondern einer noch nicht optimalen psychischen Verfassung. "Er hat sehr großes Talent, setzt sich aber selbst maßlos unter Druck. Das ist eher eine mentale Geschichte, er soll sich nicht verrückt machen lassen. Man tut gut daran, dem Jungen Vertrauen zu geben."
Das gelte auch für Matej Jelic, der noch nicht in die Fußstapfen von Robert Beric treten konnte. "Ich bin von seinen Fähigkeiten als Torjäger überzeugt. Er ist in der Lage, 15 bis 20 Tore pro Saison zu machen", meint Müller. Allerdings bestehe beim Kroaten schon aufgrund der Sprachbarriere Integrationsbedarf.
Kein Kopfzerbrechen bereitet dem Sportdirektor die Situation in der Innenverteidigung, auch wenn dort nach der Verletzung von Christopher Dibon mit Mario Sonnleitner und Maximilian Hofmann nur zwei gestandene Spieler zur Verfügung stehen. Diese Lücke soll der 17-jährige Maximilian Wöber schließen. Der Teenager wurde ebenso wie der 19-jährige ungarische Mittelfeldspieler Tamas Szanto von den Amateuren zu den Profis hochgezogen.
Ansonsten dürfte es in der Kampfmannschaft im Jänner keine neuen Gesichter geben, auch weil sich eine Verpflichtung von Karim Onisiwo kompliziert gestaltet. "Er ist ein sehr interessanter Spieler, aber es gibt große Konkurrenz aus dem In- und Ausland", so Müller. Der Neo-Teamspieler ist auf der Suche nach einem lukrativen Vertrag. "Vom Gefühl her glaube ich, dass er eher nicht in unsere Richtung tendiert. Wenn es nur darum geht, das meiste Geld herauszuschlagen, sind wir der falsche Ansprechpartner. Wir werden sicher keine verrückten Dinge machen, nur um diesen Spieler zu bekommen."
Allerdings wäre eine Verpflichtung des Mattersburg-Angreifers schon deshalb von Bedeutung, weil im Sommer der eine oder andere Abgang droht. Neben Linksverteidiger Stefan Stangl (Vertrag bis 2017) stehen auch die Offensivspieler Florian Kainz (2017), Louis Schaub (2017) und Philipp Schobesberger (2018) in den Notizbüchern diverser Vereine.
Bereits im Sommer laufen die Verträge von Steffen Hofmann und Thanos Petsos aus. Kapitän Hofmann bleibt Rapid auf jeden Fall erhalten – ob auch als Spieler, wird sich in wenigen Monaten entscheiden. Bei Petsos gibt es noch keine klare Tendenz. Die Gespräche mit dem Griechen haben derzeit "allerhöchste Priorität", so Müller. Bis Anfang 2016 soll Klarheit herrschen.
Michael Schimpelsberger wird Rapid hingegen definitiv verlassen, entweder nach Vertragsende im Sommer oder schon im Winter. Ebenfalls im Jänner könnte sich Deni Alar nach Ried verabschieden.
Ansonsten werde sich der Aderlass in nächster Zeit in Grenzen halten, so Müller. "Wir wollen die Mannschaft im Kern zusammenhalten." Er gibt aber auch zu: "Man kann einen Spieler, der ein Angebot aus einer europäischen Topliga hat, nicht überzeugen, noch länger hier zu bleiben." Derzeit liegen laut Müller aber keine Angebote für Kainz, Schaub, Stangl oder Schobesberger vor.
Für ein Butterbrot will Müller seine Spieler nicht ziehen lassen. "Die Zeiten, in denen man bei Rapid Spieler geklaut hat, sind vorbei." Aufgrund der deutlich verbesserten wirtschaftlichen Lage sei der Verein in der Lage, Angebote abzulehnen. "Trotzdem müssen wir uns wappnen für das, was im Sommer wahrscheinlich auf uns zukommen wird."
Das heißt, dass Müller spätestens nach Saisonende wieder die eine oder andere Verpflichtung vornehmen wird. Dabei hofft er auf ähnliche Glücksgriffe, wie sie 2014 mit Schobesberger, Stangl, Kainz, Beric und Stefan Schwab gelangen. Im Gegensatz dazu erwiesen sich die im vergangenen Sommer geholten Philipp Huspek, Tomi, Stefan Nutz, Stephan Auer, Strebinger und Jelic noch nicht als die erwünschten Verstärkungen.
Von Fehlkäufen wollte der Sportdirektor nicht sprechen. "Natürlich gibt es den einen oder anderen, der bisher noch nicht so funktioniert hat wie erhofft, doch wir haben zu allen großes Vertrauen. Wenn man nach einem Jahr feststellen sollte, wir haben uns vertan, muss man das akzeptieren, aber nach einem halben Jahr würde ich noch keine Schlussfolgerungen ziehen". (APA, 10.12.2015)