Professionelle Wissenschafter verwalten ihre Forschungsdaten größtenteils recht unprofessionell, wie aus einer am Donnerstag in Wien präsentierten Umfrage unter 3.000 Wissenschaftern aus 20 Unis und drei Forschungseinrichtungen in Österreich hervorgeht. Sie generieren und verwenden aber immer mehr Daten und bräuchten Training, institutionelle Richtlinien und Fachleute, um sie adäquat zu managen.

"e-Infrastructures Austria"

"Wir haben die Forscher zum Beispiel gefragt, wer sich normalerweise um ihre Daten kümmert – bei manchen war dies institutionell organisiert, bei manchen der Sohn oder andere Familienmitglieder", erklärte Jose Luis Preza vom Zentralen Informatikdienst der Universität Wien im Gespräch mit der APA. Die Befragung wurde von Wissenschaftern der Universität Wien gemeinsam mit österreichischen Forschungseinrichtungen im Rahmen des Projekts "e-Infrastructures Austria" durchführt.

"Mehr als zwei Drittel der Wissenschafter gaben an, ihre Forschungsdaten individuell und uneinheitlich zu beschreiben", heißt es in dem eben fertiggestellten Bericht zu der Befragung. Jeder Dritte habe sich auch schon damit abfinden müssen, dass wertvolle Aufzeichnungen verloren gegangen sind.

"Es gibt auch eine große Palette, wo die Daten gespeichert und wie sie verschickt werden", so Preza. Manche Forscher würden sie auf Servern geschützt bereitstellen, manche als E-Mails verschicken, und andere zögen den guten alten Postweg vor. "Einige Forscher arbeiten freilich mit System, aber es gibt da draußen Tausende Wissenschafter ohne strukturierte Methoden, was den Umgang mit ihren Forschungsdaten von der Planung bis zum Ende eines Projekts betrifft", erklärte der IT- und Daten-Fachmann.

"Auch die Forscher selbst bräuchten dringend Training im Datenmanagement"

Daher benötige es zum Beispiel an den Instituten Richtlinien und Rahmenbedingungen, dass es auch nach Projektende Langzeitzugriff auf die Daten gibt. "Auch die Forscher selbst bräuchten dringend Training im Datenmanagement", meinte der Experte.

"Die Wissenschafter sind mit ihrer Forschung extrem beschäftigt und können sich auch aus vielen anderen Gründen nicht ausreichend um ihre Daten kümmern, um sie nach Abschluss ihrer Analysen zur allgemeinen Nutzung aufzubereiten", sagte Preza. Dafür wäre zusätzliches und speziell qualifiziertes Personal vonnöten.

Etwa zwei Drittel der österreichischen Forscher würden auch mit Fremddaten arbeiten und diese damit wiederverwerten. "Doch die Entstehung der verfügbaren Daten ist oft schlecht dokumentiert, und sie liegen häufig unstrukturiert irgendwo rum", sagte er. Außerdem fehle es oft an klaren rechtlichen Informationen, was mit solchen Daten gemacht werden dürfe.

Auch rund um die eigenen Daten bestünden bei vielen Forschern rechtliche Unklarheiten, die sie oft vom Teilen mit anderen abhalten. "Sie haben wenig Informationen, wie sie sich, ihr Institut und andere Personen schützen können, wenn sie Daten freigeben", erklärte Preza. Vor allem in medizinischen Bereichen sei dies kritisch, denn dort wären drei Viertel aller Daten sensibel. Befürchtet werde auch die Kommerzialisierung von Ergebnissen durch Dritte.

Ohne Rahmen

Ohne einen genauen rechtlichen Rahmen und institutionelle Richtlinien würden daher viele davon für die weitere Nutzung ausgeschlossen bleiben. So stellt nur jeder zehnte österreichische Wissenschafter seine Forschungsdaten als Open Data allgemein zur Verfügung, so Paolo Budroni, der Leiter des e-Infrastructures-Projekts.

Ein solides Forschungsdatenmanagement sei nicht nur Grundlage für eine kooperative, offene Wissenschaft, sondern auch für ihre Nachvollzieh- und Überprüfbarkeit, betonen die Experten im Bericht. Empfehlungen für Verbesserungen soll nun eine Expertengruppe ausarbeiten. (APA, 10.12. 2015)