Große IT-Konzerne wie Twitter, Google oder Facebook, zu dem auch Instagram gehört, gehen immer stärker gegen radikale jihadistische Propaganda vor. Deswegen versuchen die Sympathisanten der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nun, auf weniger eindeutige Symbole auszuweichen. Wenn sie nicht gegen die Gemeinschaftsregeln der Plattformen verstoßen, würden sie ihre subtile Botschaft weiterverbreiten dürfen, hoffen die IS-Unterstützer. Die George Washington University hat nun das Online-Kommunikationsverhalten von IS-Sympathisanten untersucht und "geheime Codes" entschlüsselt.
Von Löwen und Geschwistern
Ein Beispiel ist etwa die Nutzung des Wortes "Kokosnuss": Damit bezeichnen Jihadisten Menschen, die in ihren Augen "Ungläubige" sind. Darunter fallen auch Muslime, die sich gegen den IS aussprechen. Grüne Vögel stehen hingegen für Märtyrer, der Löwe für "Kampfgeist" und der erhobene Zeigefinger für religiöse Frömmigkeit. "Akhis" und "Sukhis" stehen für "Brüder" und "Schwestern" und sind oftmals ein Code für andere IS-Sympathisanten.
Symbolik statt Eindeutigkeit
Bilder von gekochtem Essen sollen den Eindruck von Normalität erwecken und die an sich radikalen Botschaften so in ihrer Härte verschleiern. Ein Beispiel ist etwa das Foto von buntem Konfekt mit IS-Flagge: Die symbolische Bedeutung dahinter ist, dass Menschen unterschiedlicher Nationalität und Hautfarbe sich unter der Flagge des selbsternannten Kalifats versammeln können. Andere nutzen "Foodporn", um nebenbei wichtige Informationen aus dem IS-Gebiet nach außen zu tragen – etwa, dass bei Bombenangriffen niemand verletzt worden ist.
Gegenrede ist wichtig
Die Forscherin Sarah Gilkes, die an der Studie mitgearbeitet hat, vertritt die Ansicht, dass die dogmatische Löschung aller IS-nahen Accounts keine ideale Lösung ist. Wichtiger sei, dass glaubhafte Experten gegen die Botschaften argumentieren würden, so Gilkes gegenüber TheVerge. Im US-Präsidentschaftswahlkampf gehen die Wogen dennoch hoch: Die Spitzenreiter beider Parteien – Hillary Clinton und Donald Trump – forderten unisono, dass sich IT-Konzerne stärker an der Verfolgung jihadistischer Profile beteiligen sollen. (fsc, 10.12.2015)