Wolfsburg/Wien – Ging am Mittwoch eine erneute Krisensitzung des Aufsichtsrates noch hinter verschlossenen Türen über die Bühne, präsentierte die VW-Führung am Tag darauf auch der Öffentlichkeit einen Zwischenbericht zur Aufarbeitung des Abgasskandals. Wer sich neue Details zu finanziellen und strafrechtlichen Konsequenzen der Manipulationen bei weltweit elf Millionen Dieselfahrzeugen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Dafür versprach der Ende September angetretene Vorstandschef Matthias Müller jede Menge Veränderungen.

Eine "schonungslose" Aufklärung gehört dazu, ebenso ein Kulturwandel im Unternehmen sowie die externe Durchführung von Abgastests. In der Entwicklung für Motorensteuergeräte wird in Zukunft auf das Vier-Augen-Prinzip gesetzt. Außerdem werde der Konzern weniger zentralistisch geführt als bisher. "Wir werden nicht zulassen, dass uns diese Krise lähmt", versuchte Müller den Blick nach vorne zu richten: "Wir nutzen sie als Katalysator für den Wandel, den Volkswagen braucht."

Wenige Verantwortliche

Was die Vergangenheitsbewältigung angeht, werden im Rahmen der laufenden Erhebungen nur wenige Mitarbeiter persönlich zur Verantwortung gezogen. Neun Vertreter des Managements seien im Zuge der Aufklärungen bisher freigestellt worden, sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Und weiter: "Wir haben keine Erkenntnisse über die Involvierung von Aufsichtsrat oder Vorstand."

Hingegen nannte Pötsch "Schwachstellen in den Prozessen" als Mitursache für den Skandal. Außerdem habe es teilweise die Haltung gegeben, Regelverstöße zu tolerieren. Rund 450 interne und externe Fachleute seien an der Aufklärung beteiligt. Bis zur Hauptversammlung im April 2016 will man endgültige Ergebnisse vorlegen.

Rückrufaktion im Jänner

Schon im Jänner startet die Rückrufaktion zur Behebung der Manipulationen – zumindest in Europa. In den USA ist die Herausforderung laut Pötsch wegen strengerer Stickoxid-Grenzwerte größer. Mit den dortigen Umweltbehörden gibt es immer noch keine Einigung. Müller hofft auf eine solche in den kommenden Tagen, um dann auch mit dem Rückruf in den USA beginnen zu können.

Einen Absatzeinbruch gebe es bisher nicht. Im Gegenteil: In den ersten elf Monaten 2015 seien die Bestellungen im Konzern um 3,5 Prozent gestiegen. Auch in Österreich hat sich der von manchen Experten erwartete Rückgang bei den Verkaufszahlen bisher nur ansatzweise bewahrheitet, wie die am Donnerstag veröffentlichte Kfz-Statistik zeigt. Im November wurden demnach mit 4.233 Fahrzeugen um 3,8 Prozent weniger VW-Modelle neu zugelassen als im Vorjahresmonat. VW bleibt weiterhin mit großen Abstand Marktführer, gefolgt von Opel mit 1.664 Pkws und der VW-Tochter Škoda mit 1.565 Pkws. (smo, 10.12.2015)