In den Kasinos gibt es ein kräftiges Plus beim Automatenglücksspiel. Bei den Winwin-Standorten verhält es sich umgekehrt.

oswald

Wien – Seit bald einem Jahr gilt in Wien das Verbot des kleinen Glücksspiels. Viele kleine Automatenspielhallen sind seither verschwunden. Die Casinos Austria AG profitiert allerdings von dieser Entwicklung, weil Spieler zum Teil in die Kasinos ausweichen. "Das Verbot kommt uns zupass", erklärte Vorstandschef Karl Stoss am Donnerstag.

Ein kräftiges Umsatzplus gibt es allerdings nicht nur am Kasino-Standort Wien. Zweistellige Zuwächse verzeichne man auch in Bregenz, wo viele Schweizer, Deutsche und Liechtensteiner spielen. An allen zwölf Kasino-Standorten zusammen liege der Umsatz bei rund 320 Millionen Euro, was einem Plus von 20 Prozent entspreche. Mehr als zwei Drittel der Spielumsätze werden über Spielautomaten erzielt, der Rest über das sogenannte Live Gaming (also Poker, Roulette, Black Jack et cetera). Was noch auffällt: Erstmals gab es heuer mehr ausländische (vor allem aus Asien) als inländische Besucher.

Nicht nur Freude

Das Automatenglücksspiel bereitet der Casinos-Gruppe allerdings nicht nur Freude. An den 15 Winwin-Standorten sind die Umsätze um rund 20 Prozent eingebrochen (auf etwas über 500 Millionen Euro). Diese Geräte sind vergleichbar mit dem kleinen Glücksspiel, hängen aber an der Lotterie-Konzession, wodurch nur die Casinos-Gruppe diese Standorte betreiben darf.

Stoss sieht mehrere Gründe für die Rückgänge. Zum einen mussten 2015 erstmals Zugangskontrollen durchgeführt wurden, was wohl viele Spieler abschrecke. Auch irritiere so manchen Spieler, dass die Automaten an das Bundesrechenzentrum angebunden werden müssen (auch wenn nur Geräteumsätze, nicht Daten einzelner Spieler übermittelt werden). Und schließlich dürfen pro Standort nur mehr maximal 50 Geräte stehen, wodurch die Gesamtzahl von 850 auf 671 gesunken ist.

Mehr Automaten möglich

In Zukunft könnte dieses Feld aber durchaus wieder ausgebaut werden. Theoretisch dürften die Lotterien österreichweit bis zu 5.000 Winwin-Geräte aufstellen. Sollte der geplante großflächige Einstieg von Novomatic von den Behörden genehmigt werden, bestehe durchaus "strategische Fantasie, was den Ausbau betrifft", wie Stoss sagt.

Wie berichtet liefern sich Novomatic und ein tschechisches Konsortium eine Übernahmeschlacht, die nicht nur die Wettbewerbsbehörde beschäftigt, sondern sich auch zu einem veritablen Rechtsstreit auswachsen könnte. Novomatic kontrolliert theoretisch bereits rund 40 Prozent der Casinos-Anteile (siehe Grafik). Die tschechischen Milliardäre Jiří Šmejc und Karel Komárek halten 11,35 Prozent, wollen aufstocken, wurden zuletzt aber von der Staatsholding Öbib "aus wichtigen Gründen" daran gehindert.

Langwieriger Streit wäre "Worst Case"

In den Streit will sich Stoss zwar nicht einmischen ("Ich bin nur angestellter Manager"), er hofft aber, dass sich Niederösterreicher und Tschechen außergerichtlich einigen. Ein langwieriges Verfahren, das wohl mindestens zwölf bis 18 Monate dauern würde, wäre für Stoss "der Worst Case". Nicht zuletzt wegen dieser Turbulenzen wurden die Verträge von Stoss und Vorstandskollege Dietmar Hoscher, die Ende 2016 ausgelaufen wären, vorerst nur um ein Jahr bis Ende 2017 verlängert. Ende nächsten Jahres soll dann geklärt werden, ob es einen neuen Fünfjahresvertrag gibt.

Für das Konzernergebnis der Casinos Austria AG rechnet Stoss trotz schwacher Winwin-Zahlen mit einem neuen Umsatzrekord am Ende des Jahres (im Vorjahr waren es 3,62 Milliarden Euro). Beim klassischen Lotto gibt es ein deutliches Plus, ebenso beim Onlineportal win2day.at. Die Auslandstochter macht noch einen kleinen Verlust (1,8 Millionen). Der konzernweite Betriebserfolg wird laut Stoss voraussichtlich um rund 30 Millionen auf 92 Millionen Euro zulegen. (Günther Oswald, 10.12.2015)