Bei Marcel Mohab wird der Nonsens zum Konsens.

Foto: Christina Karagiannis

Wien – Nur Bananenschale gibt es keine. Ansonsten greift Marcel Mohab, ein Inglisch sprechender Solitär unter Österreichs großen Kleinkünstlern, für sein neues Showprogramm Out of Nowhere wieder ganz tief in die Slapstickkiste. Der Mann tut, was er kann; und gelernt hat er das – nach längerer Sinn- und Berufssuche – in einer Kaderschmiede des Unsinns: der Philippe-Gaulier-Clownschule in Paris.

Auf die Bühne verschlug es den 35-jährigen Grazer verhältnismäßig spät. Umso unverbrauchter kommt seine Mischung aus Stand-up-Comedy und nonverbaler Situationskomik daher. Für sein Kabarettsolo Animal Funk (2012) gab es Lob und Preise, Mohab tourte damit durch Europa. Die fast universelle Komik seiner Shows macht das möglich. 2014 gab er in High Performance an der Seite von Manuel Rubey sein gelungenes Spielfilmdebüt.

Doch so viel Schauspielroutine ist dem zerzausten Lockenkopf nicht ganz geheuer. Die Premiere im Kabarett Niedermair eröffnet er schlotternd und stammelnd vor Angst. Zu Hilfe geholt hat sich der Nervösling einen abgebrühten Kollegen: Der französischstämmige Comedian Carlo Jacucci zwinkert ins Publikum wie der schleimigere Bruder des schleimigen Matthew McConaughey. Sich selbst am Akkordeon begleitend, erzählt er Münchhausiaden, von Durstproblemen im All oder der intimen Begegnung mit einer Nonne – während sich Mohab erfolglos an Breakdance übt oder ein Hüpfpferd martert.

Hinter einer Zauberwand strecken die Schelme ihre Gliedmaßen ums Fünffache, verwandeln Plüschtiere in Blumen oder kommen ins Fliegen. Spätestens jetzt wird der Nonsens zum Konsens. Der Funke springt über, man fühlt sich gut aufgehoben im magischen Theater Marke Mohab/Jacucci. Im Stile Fleisch gewordener Comicfiguren liefern sie sich ein aussichtsloses Wettrennen, stellen sich gegenseitig bloß und lassen dann ihre Kampfdackel aufeinander los. Clever & Smart in echt.

"Bumm, Tschak, Pow" – was im Comic in zackigen Sprechblasen steht, drückt Marcel Mohab mit Gestik und Lauten aus, fragt sich neben all der Archaik aber dennoch, warum ihm dauernd "feminism" und "fanatism" durcheinanderpurzeln. Mohabs Darbietung einer Schwimmszene im Meer, die in einer Splatter-Begegnung mit einem Hai endet, lässt sich in Worten kaum beschreiben. Saukomisch wie hier die Eingeweide spritzen. Am Schluss fressen sich die zwei Heinzelmännchen gegenseitig ihren Lakritz-Bart aus dem Gesicht. Applaus für Österreichs Prince of Slapstick und seinen Helfershelfer. (Stefan Weiss, 10.12.2015)