Christian Kircher wird Geschäftsführer der Bundestheater.

Foto: Matthias Cremer

Wie messerscharf der neue Chef der österreichischen Bühnenholding die Finanzen von Burgtheater, Staats- und Volksoper künftig im Blick behalten kann, wird sich zeigen. Klar ist: Mit Schneidgerät kennt sich der 51-Jährige aus. Von 1997 bis 2004 stand Christian Kircher in Diensten des Körperpflegekonzerns Gillette – zuletzt als Mitglied der Geschäftsführung.

Seine Leidenschaft gilt neben dem Zahlenwerk vor allem kulturellen Dingen, wie er sagt. Seit seinem sechsten Lebensjahr führe er "eine offene Doppelbeziehung zu Geld und Kunst". Von 1992 bis 1994 bewies Kircher das als Marketingmann und Auktionsleiter für das Dorotheum, 2005 trat er seine Stelle als kaufmännischer Leiter des Wien-Museums an. Dort begleitete er beinahe die ganze Ära des in diesem Jahr in Pension gegangenen Direktors Wolfgang Kos.

"Keine faulen Eier"

Dass er diese Position nun aufgibt, habe weder mit Kos noch mit dem neuen Direktor Matti Bunzl zu tun. Er hinterlasse beim Wien-Museum, das vor einem großen Umbau steht, auch "keine faulen Eier", wie er versichert. Wenn man aber die Chance habe, Controllingchef der österreichischen Bundestheater zu werden, "dann sagt man nicht nein".

Der Vater zweier Kinder stammt ursprünglich aus dem kärntnerischen Spittal an der Drau, in Wien studierte Kircher Betriebswirtschaft. In seiner Diplomarbeit schrieb der Magister über die Wiener Weltausstellung von 1873. Die Kulturseite seiner Doppelbeziehung pflegt Kircher auch aktiv. Seit 1985 singt er im ArnoldSchoenberg-Chor auf wichtigen Bühnen Europas. Daneben berät Kircher ehrenamtlich das Schönberg-Center und den Wiener Theaterverein, zudem sitzt er im Aufsichtsrat des Jüdischen Museums.

Rund 200.000 Euro im Jahr

Die Finanzmisere bei den Bundestheatern sieht Kircher pragmatisch: "Ich hätte die Aufgabe nicht übernommen, wenn unmittelbares Chaos vor mir läge." Mit der derzeitigen Finanzierungsbasis könne man arbeiten. Wenn es Turbulenzen gibt, sei er jemand, der Ruhe reinbringt – aber bei zu viel Ruhe würde er auch einen Stein ins Wasser werfen.

Verdienen wird Kircher rund 200.000 Euro im Jahr, weniger als der frühere Holdingchef Georg Springer, aber mehr als dessen Interimsnachfolger Günter Rhomberg (140.000). Dieser soll Kircher noch bis zu dessen Amtsantritt mit erstem April 2016 in die Materie einführen. Der designierte Chef verspricht rasches Lernen: "Ich bin ein Blitzgneißer." (Stefan Weiss, 10.12.2015)