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Der einstige Weltmeister hat etwas den Überblick verloren.

Foto: APA/dapd/Schuermann

Wien/Schwechat – Die Werner Schlager Academy Betriebs GmbH soll einem Betrüger aufgesessen sein. Das berichtete der Gläubigerschutzverband Creditreform am Donnerstagnachmittag, nachdem am Mittwoch bekannt geworden war, dass die 2008 gegründete WSA Insolvenz anmelden muss.

Geplatzte Kooperation

"Die Insolvenzursachen liegen in einer nicht zustande gekommenen Kooperation mit einer chinesischen Universität", wobei man einem Betrüger aufgesessen sein soll, "in arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen mit einer Arbeitnehmerin sowie in der rechtlich unübersichtlichen Situation der Multiversum Schwechat Betriebs GmbH, an der das Unternehmen beteiligt ist", hieß es in der Aussendung von Creditreform.

Betroffen seien 13 Arbeitnehmer beziehungsweise freie Mitarbeiter. Die Aktiva betragen demnach laut Jahresabschluss 2014 rund 340.000 Euro, ihnen stünden Passiva von rund 745.000 Euro gegenüber. Den Gläubigern werde eine Quote von 30 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren angeboten.

Laut Creditreform soll das Unternehmen durch Einsparung von Mitarbeitern fortgeführt werden, zusätzlich sollen neue Kontakte zu internationalen Partnern gesucht werden. Weiters sollen neue finanzstarke Gesellschafter aufgenommen werden.

50-Prozent-Gesellschafter

Werner Schlager ist nicht nur Namensgeber, sondern auch zu 50 Prozent Gesellschafter der Tischtennisakademie in Schwechat. Der 43-Jährige zeigte sich am Donnerstag vom Insolvenzantrag des WSA-Geschäftsführers Martin Sörös überrascht.

"Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich gar nichts dazu sagen, weil ich selber überrascht war vom Insolvenzantrag des Geschäftsführers", sagte Schlager, der sich nun über die Hintergründe erst informieren muss. Er sei am Mittwoch schriftlich von Sörös über den Insolvenzantrag informiert worden. "Ich wurde gestern per E-Mail darüber informiert, dass der Geschäftsführer sich gezwungen gefühlt hat, diesen Antrag zu stellen", schilderte der Tischtennis-Weltmeister von 2003.

Beziehungsprobleme

Dazu muss man wissen, dass das Gesprächsklima zwischen den beiden 50-Prozent-WSA-Gesellschaftern Schlager und Sörös angeschlagen ist. "Ich würde es Freundschaft nennen, die aber seit ungefähr eineinhalb Jahren einen starken Sprung bekommen hat", erklärte Schlager. "Es gibt eine schon längerwährende gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Geschäftsführer meinerseits." Über die Gründe wollte Schlager nichts sagen. "Natürlich hat es mit der WSA etwas zu tun, aber es hat mit der Insolvenz nicht zu tun, denke ich mal." Es handelt sich laut Schlager um eine "Schiedsgerichtsklage", die Schlager gegen Sörös angestrebt hat. "Da warten wir noch auf den Schiedsspruch."

Das Schwechater Multiversum, an dem die WSA laut Schlager einen 33-prozentigen Anteil hält, und die WSA waren in der Vergangenheit aus verschiedenen Gründen mehrmals in den finanziellen Fokus geraten – unter anderem während der EM 2013. Schlager dazu: "Wir haben jahrelang dafür gekämpft, dass die Stadt Schwechat sich eines Zuschusses für die Werner Schlager Academy bekennt, der von Anfang an besprochen wurde und klar am Tisch lag."

Im Oktober 2014, also rund ein Jahr nach der EM, gab es dann einen positiven Gemeinderatsbeschluss in Schwechat. "Seither bekommt die WSA eine Förderung in Höhe von 330.000 Euro pro Jahr. Das ist in Ordnung, keine Frage", so Schlager. Die Förderungen von Bund und Land seien hingegen als Errichtungsförderung für das Multiversum selbst vorgesehen worden.

Politischer Spielball

Schlager monierte, die Academy habe darunter gelitten, dass "das Multiversum als politischer Spielball fungiert hat, sowohl für die Lokalpolitik in Schwechat als auch für Bund und Land". Noch am 13. November ist der WSA vom Internationalen Tischtennisverband (ITTF) als einem von weltweit nur zwei Tischtenniszentren offiziell der Akademiestatus zuerkannt worden. Das wurde von Sörös noch "als Ritterschlag für die WSA" gepriesen. Weniger als vier Wochen später folgte die Insolvenz.

"Es passt alles irgendwie nicht zusammen, aber dafür habe ich zu wenige Informationen, um mir ein umfassendes Bild machen zu können", sagte Schlager. Zwar sollte er diese Informationen als 50-Prozent-Gesellschafter haben, aber er hat sie "leider nicht. Ich musste halt immer hinterherlaufen, es war sehr mühsam."

"So, wie es ausschaut, ist es eine 'never ending story'. Ich hoffe, dass Bund und Land hier starke Rückendeckung geben, damit diese Idee des internationalen Leistungssportzentrums weiter überleben kann", sagte Schlager. (APA, 10.12.2015)