Hannover – Europas größter Reisekonzern TUI hat trotz Belastungen durch Terroranschläge und den Börsengang von Hapag-Lloyd ein Rekordergebnis eingefahren. Der bereinigte Gewinn (Ebita) kletterte im Geschäftsjahr 2014/15 um gut 15 Prozent und stieg erstmals über eine Milliarde Euro, wie Co-Chef Friedrich Joussen am Donnerstag sagte: "Wir haben das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte hingelegt."

Die Kosten in Folge des Anschlags auf ein Hotel in Tunesien, wo im Juni 33 Tui-Urlauber starben, bezifferte TUI auf 52 Millionen Euro. Der Konzern könne flexibel auf Sicherheitsrisiken reagieren. "Die Leute wollen schon Urlaub machen, die fahren dann halt woanders hin", sagte Joussen.

Offen sei, ob Reisende gefährdete Länder auch langfristig vermeiden. So habe es wiederholt Anschläge in nordafrikanischen Staaten gegeben – unter anderem in Tunesien oder Ägypten. "Da kam trotzdem der Tourismus immer wieder schnell zurück", betonte Joussen. Bei Reisewarnungen für bestimmte Länder könne TUI rasch Hotelkapazitäten in anderen Regionen anbieten.

Investoren reagierten positiv auf die Zahlen, die TUI-Aktie lag rund vier Prozent im Plus. Für Impulse im Ende September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr sorgte das Geschäft mit Hotels und Kreuzfahrten sowie die Urlaubslaune von Gästen aus Großbritannien und Irland. Dort liegen auch die Buchungen für den kommenden Sommer elf Prozent über dem Vorjahr. In Deutschland hingegen spürt TUI den starken Wettbewerb und damit Druck auf die Gewinnmargen. Der Konzern will hierzulande den Online-Vertrieb stärken, aber zugleich wichtiger Partner von Reisebüros bleiben.

Ein rascher Ausstieg bei Hapag-LLoyd nach dem jüngsten Börsengang der Container-Reederei steht nach Joussens Worten nicht bevor. Er halte den Börsenkurs von 20 Euro nicht für attraktiv. "Dafür wird nicht verkauft." TUI hält 12,3 Prozent an dem Hamburger Unternehmen und hat auf seinen Anteil eine Wertberichtigung von rund 147 Millionen Euro vorgenommen.

Trennen könnte sich TUI künftig allerdings von der Sparte Hotelbeds Group. Der Konzern prüft einen Verkauf der Datenbank für Hotelbetten, könnte allerdings weiter Anteile halten. Strategische Investoren und Firmen aus der Private-Equity-Branche hätten Interesse angemeldet – "alles was Rang und Namen hat", sagte Joussen. "Wir lassen den Prozess völlig offen."

Den Aktionären schlägt TUI, das voriges Jahr mit dem britischen Ableger TUI Travel fusionierte, ein Dividende von 56 Cent je Aktie vor, nach zuletzt 33 Cent. Für das neue Geschäftsjahr bekräftigte der Thomas-Cook-Rivale, das operative Ergebnis um mindestens zehn Prozent zu steigern. Der Umsatz soll nach einem Plus von acht Prozent auf 20 Milliarden Euro um mindestens drei Prozent zulegen. (APA, Reuters, 10.12.2015)